IV TROLLE I Sie blickten wild um sich. Dabei trafen sich Silbermonds und Schneewölfins Augen. *Deine Augen sind ja weiß!* sendete Silbermond. *Sie verändern sich immer bei Gefahr, so wie deine auch.* Aber für lange Erklärungen war jetzt keine Zeit. *Was ...was sind das für Gestalten?* fragte Schneewölfin. "Trolle!" antwortete Himmelweis. "Ja Elf, wir sind Trolle. Und wir haben Elfen zum Fressen gern!" grinste ihr Anführer über sein ganzes, widerlich grünes Gesicht. "Erst mal müsst ihr uns haben." sagte Himmelweis. In diesem Moment kamen die Wölfe angesprungen und stürzten sich auf den Anführer. Diesen Augenblick der Verwirrung nutzten die Elfen, um ihre Waffen zu ziehen. Silbermond zog nicht nur ihr Schwert, sondern löste auch mit der linken Hand ihren langen Zopf von der Taille. Blitzschnell schlug sie damit zu. Der Zopf wickelte sich um das Handgelenk des vor ihr stehenden Trolls und riss ihm den Dolch aus der Hand. Verblüfft sah er auf seine leere Faust. "Du spitzohriges Miststück! Das wirst du mir büßen!" kreischte er und wollte sich auf Silbermond stürzen. Die trat jedoch behände einen Schritt zur Seite und ließ ihn ins Leere laufen. Sofort drehte sie sich um und setzte hinterher. Ein gewaltiger Schwerthieb setzte seinem Leben ein Ende. Sofort war Silbermond wieder herum und stürzte sich erneut ins Kampfgeschehen.
In der Zwischenzeit waren Himmelweis und Schneewölfin aber auch nicht untätig gewesen. Zwei der restlichen vier Trolle bluteten aus zahlreichen Wunden. Der Anführer der Bande hatte immer noch seine liebe Mühe mit den Wölfen, die sich in seinen Körper verbissen hatten. Ihnen schenkte Silbermond weiter keine Beachtung. Die Wölfe würden auch ohne Hilfe mit dem Troll fertig werden. Sie wandte sich den anderen beiden grünen Gestalten zu. Einer stand etwas abseits und verfolgte das Geschehen. Der andere kam grinsend und mit dem Schwert fuchtelnd auf Silbermond zu. "Na Elfe? Was willst du denn mit deinem Zöpfchen ausrichten?" fragte er herablassend. "Das wirst du schon sehen, Dreckfresser!" antwortete sie und schlug wieder mit dem Zopf zu. Der Troll wich erstaunlich leichtfüßig dem Schlag aus und stürzte nach vorne. Silbermond hatte diesen Angriff erwartet und ihr Schwert gehoben. Funkensprühend trafen die Klingen auf einander. Ein wildes Gefecht entbrannte. Schlag folgte auf Schlag. Der Troll trieb die langhaarige Elfe immer weiter zurück. Plötzlich stieß Silbermond mit dem Rücken gegen einen Baum. "Jetzt bist du reif als Trollfutter." grinste der Troll und hob sein Schwert über den Kopf. "Noch nicht." erwiderte Silbermond und zog ihren Dolch. In dem Moment, in dem der Troll seine Klinge auf die Elfe niedersausen ließ, kreuzte sie Dolch und Schwert über ihrem Kopf. Das Trollschwert fuhr in dieses Kreuz und blieb stecken. Silbermond verdrehte blitzschnell ihre Klingen und mit einem hässlichen Knall brach die Trollklinge ab. Die Elfe ließ ihm keine Zeit sich darüber zu wundern und stieß mit der schwarzen Klinge zu. Überrascht riss der Troll die Augen auf und starrte an sich hinab. Silbermond stieß ein zweites mal zu. Dann hob sie ihr Schwert...
Kopflos kippte die grüne Gestalt nach vorn. Schweratmend sah sich Silbermond um. Den Anführer hatte Mondsänger an der Kehle gepackt. Er bewegte sich nicht mehr. Schneewölfin und Himmelweis hatten sich auch ihrer Gegner entledigt und griffen nun den letzten Troll an. Wie dieser Kampf jedoch ausging, bekam Silbermond nicht mehr mit. Plötzlich fuhr ihr ein Dolch von hinten zwischen die Rippen. Aus! dachte sie. Silberbart... Dann umfing sie Dunkelheit.
Die beiden anderen Elfen waren so mit ihren Gegnern beschäftigt, dass sie nicht merkten, wie sich eine hämisch grinsende Gestalt an sie heranschlich. Der Troll, dem die Mordlust in den Augen stand, hatte es auf Himmelweis abgesehen. Er hob seinen Dolch, an dem noch Silbermonds Blut klebte und wollte gerade zustechen. Da fuhr ihm ein dunkelgrauer Schatten an die Kehle. Mit einem gurgelnden Laut fiel der Troll nach hinten. Wie ein Besessener stach er immer wieder auf Sternspringer ein, aber der Wolf ließ seine Beute nicht los. Von dem Tumult hinter ihm aufgeschreckt drehte sich Himmelweis um. In diesem Moment vollendete Schneewölfin mit einem gezielten Stich ins Herz des Trolls ihr gemeinsames Werk. Der Elf hatte nur Augen für seinen blutenden Wolfsfreund. Aber Mondsänger und Leichtpfote machten in diesem Augenblick dem Troll den Garaus. "Sternspringer." flüsterte Himmelweis und kniete neben dem verletzten Wolf. "So, keiner mehr da von diesen Grünlingen." stellte Schneewölfin mit Befriedigung fest. "Oh Himmelweis, was ist mit Sternspringer?" fragte sie entsetzt. "Silbermond, wo bist du? Wir brauchen dich hier!" rief Schneewölfin. "Wo ist sie nur? Sie war doch eben noch hinter uns?" Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Himmelweis ließ kaum einen Blick von seinem Wolf. Er blickte nur kurz auf und da sah er Silbermond am Fuße des Baumes liegen. Mit zwei langen Sätzen war er bei ihr. "Silbermond!" rief er verzweifelt. "Silbermond, war ist mit dir?" In diesem Moment sah er den Blutfleck im Gras. Oh nein. Ihr Hohen, tut mir das nicht an, dachte er niedergeschmettert. *Silbermond, bitte antworte.* sendete er verzagt. Er wusste, solange noch ein Funken Leben in ihr war, würde sein Senden sie erreichen. *Dunkel. Es ist so dunkel hier. Und so kalt.* kam es ganz schwach von ihr. "Schneewölfin, schnell, wir müssen die Blutung stoppen!" Schneewölfin sah sich gehetzt nach einem geeigneten Verband um. Mit einem grimmigen Lächeln ging sie auf einen der toten Trolle zu. "Du gestattest?" sagte sie und schnitt ein gewaltiges Stück aus seinem Hemd. Mit den Worten: " Hier. Nicht besonders elegant, aber es wird seinen Zweck erfüllen." reichte sie Himmelweis den Stoff. Hastig riss er ihn in Streifen und verband Silbermonds Wunde. "Ich glaube, dein Wolf hatte mehr Glück." sagte die junge Elfe, als sie sah, dass Sternspringer schon wieder auf den Beinen war. Etwas wackelig stakste er zu den Elfen. Leichtpfote und Mondsänger beobachteten ihn aufmerksam. "Ach Sternspringer." sagte Himmelweis und drückte sein tränennasses Gesicht in das Fell seines Wolfes. "Lass uns besser von hier verschwinden, falls sich hier noch mehr Grüngesichter rumtreiben." sagte Schneewölfin und sammelte ihre Sachen zusammen. Himmelweis nahm die bleiche Silbermond auf den Arm und folgte dem Mädchen. Sternspringer humpelte hinterher. Leichtpfote und Mondsänger bildeten, nach allen Seiten sichernd, den Abschluss dieser seltsamen Prozession. Nach kurzer Zeit erreichten sie einen kleinen Wasserlauf. Behutsam ließ Himmelweis seine kostbare Last ins weiche Moos gleiten. "Wenn sie doch nur bei Bewusstsein wäre." sagte er verbittert. "Dann könnte sie sich selber heilen." "Ist sie denn dazu fähig?" fragte Schneewölfin. Himmelweis nickte. "Ich werde mir mal Sternspringers Wunden ansehen." sagte sie. Vorsichtig schöpfte sie Wasser über die Verletzungen des Wolfes. Dankbar leckte er ihr die Hand. "Dein Wolf hat ein ziemlich dickes Fell, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stiche sind nur oberflächlich. Der Troll hat zielsicher immer die Rippen getroffen." versuchte sie Himmelweis zu beruhigen. "Hm? Oh ja, ja." antwortete er geistesabwesend. So sehr er Sternspringer liebte, aber er machte sich momentan doch mehr Sorgen um Silbermond. Immer wieder wechselte er den durchgebluteten Verband. "Wenn ich diese verdammte Blutung nicht zum Stillstand kriege, wird sie sterben." murmelte er wütend. "Hat sie denn keine geeigneten Kräuter in ihrem Bündel?" fragte Schneewölfin. "Lass mal sehen." Und schon begann sie im Kräuterbündel der Heilerin zu suchen. "Kennst du dich denn mit Kräutern aus?" fragte der Elf überrascht. "Ein kleines Bisschen. Ich habe unserem Heiler oft zugesehen. Ah, da haben wir doch genau das Richtige. Ein Blutpilz." Triumphierend hielt sie ein schrumpeliges, dunkelbraunes Etwas in die Höhe. "Den müssen wir nur noch ordentlich nass machen und dann auf die Wunde legen." Augenblicke später war sie mit dem aufgequollenen, nassen Pilz zurück. Misstrauisch beobachtete Himmelweis, wie Schneewölfin die Wunde versorgte. "Tja, mehr kann ich nicht für sie tun. Die Blutung ist gestoppt. Den Rest muss sie nun machen. Aber ich denke, ihr Wille zu leben ist stark, sehr stark." Mit zitternder Hand wischte Himmelweis mit dem nassen Stoffstreifen, den Schneewölfin ihm gebracht hatte, über Silbermonds Gesicht. "Ich glaube, wir sollten heute Nacht auf ein Feuer verzichten. Wir müssen den Trollen ja nicht noch eine Einladung schicken." "Ja, wo die herkamen, sind bestimmt noch mehr. Wir sollten uns morgen ein sichereres Versteck suchen. Solange Silbermond nicht bei Bewusstsein ist, können wir auch nicht weg von hier." sagte Himmelweis. Schneewölfin legte sich zu den Wölfen und schlief ein. Um Mitternacht erwachte sie und sah, dass Himmelweis immer noch neben Silbermond saß. Er ließ sie nicht aus den Augen. Schneewölfin ging zu ihm. *Leg‘ dich schlafen. Ich werde bei ihr wachen.* Himmelweis wollte protestieren, aber Schneewölfin erstickte seine Widerrede im Keim. *Ich werde dich sofort wecken, wenn sie aufwacht.* Widerwillig legte er sich schlafen.
II
Grüne Wände aus wuchernden Pflanzen. Wärme. Ein Ruf: "Himmelweis!" Er geht weiter. In der Ferne, halb versteckt zwischen der Vegetation, eine schlanke Gestalt mit goldenen Haaren. Sie geht auf einen silbernen Berg zu. "Silbermond." ruft er. Die Gestalt dreht sich um und lächelt. Ihre Augen sind geschlossen, sie winkt ihn zu sich. Er will ihr folgen, doch plötzlich ist da eine Dunkelheit, die kein Lichtstrahl durchdringt. Unsagbare Dunkelheit......
III
Mit einem Schrei fuhr Himmelweis aus seinem Traum auf. Unruhig blickte er sich um. Es waren noch zwei Zeitspannen bis zum Sonnenaufgang. Schneewölfin sah ihn verwundert an. "Ich .....habe geträumt." stammelte er. "Scheint recht beängstigend gewesen zu sein." Er erzählte ihr von seinem Traum. "War es eine Elfe, die dich im Traum zu sich locken wollte?" "Ja, aber es war nicht Silbermond. Sie hatte goldenes Haar und war blind." An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Der Elf war viel zu aufgewühlt. Er blickte in Silbermonds bleiches Gesicht. *Sie hat sich nicht ein einziges Mal gerührt. Aber ich denke, sie wird es schaffen. Ihr Herz schlägt kräftig und regelmäßig. Und die Wunde hat nicht wieder zu bluten begonnen.* beruhigte Schneewölfin ihn. *Wir sollten trotzdem so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ich spüre, dass sich die Grüngesichter hier noch rumtreiben. Die Sieben gestern waren nicht alle.* Aus Silbermonds Umhang und einigen starken Zweigen bauten sie ein Traggestell, das sie zwischen Mondsänger und Sternspringer befestigten. Die beiden Wölfen waren nicht sonderlich begeistert davon, sahen aber ein, dass es sein musste. Vorsichtig bette Himmelweis die Verletzte auf diese Trage. In der Zwischenzeit hatte Schneewölfin das Lager abgebrochen und so gut es ging die Spuren verwischt. "Wir müssen die Trolle ja nicht noch mit der Nase auf unsere Spuren stoßen." sagte sie. Schneewölfin ging voraus, um den Weg zu erkunden. Himmelweis folgte mit den Wölfen und Silbermond. *Silbermond, wo bist du?* sendete er *Wir sind hier. Ich werde leben.* kam die Antwort. Erleichtert seufzte er. Ja, ihr Lebenswille war enorm. Es war schon fast Abend, als sie einen sicheren Platz zum Rasten gefunden hatten. Weit entfernt vom Ort des Überfalls. Schneewölfin hatte unterwegs fleißig Beeren und Pilze gesammelt. Ihr war klar, dass es zu gefährlich war, hier auf die Jagd zu gehen. "Und die Wölfe?" fragte Himmelweis, als er mit ihr das karge Mahl teilte. "Die werden schon was finden. Und wenn nicht, dann bekommen sie etwas von euren gerauchten Fischen." "Geräuchert." verbesserte er sie geistesabwesend. Himmelweis sah zu der lang-haarigen Elfe. In diesem Moment begann sei am ganzen Körper zu zittern. *Was hat sie?*> fragte Schneewölfin. "Ich weiß es nicht." flüsterte Himmelweis. Er nahm ihre Hände und sendete: *Silbermond, was ist los mit dir?* Er bekam keine Antwort. *Silbermond, ich bin‘s, Schneewölfin. Geht es dir gut?* Nichts. Silbermond warf den Kopf wild hin und her und Himmelweis und Schneewölfin bemühten sich, sie zu beruhigen. *Sollten wir sie nicht festhalten?* fragte das Mädchen. *Nein, ich glaube, es ist besser, wenn wir sie nicht beengen, sondern nur darauf achten, dass sie sich nicht verletzt.* Einige Atemzüge später begann Silbermond zu stöhnen, aber dafür ließ das Zittern nach. Dieser stille Kampf dauerte eine Zeit lang an. Dann, genauso unerwartet wie es begonnen hatte, beruhigte sie sich wieder und schien plötzlich tief und fest zu schlafen. *Was war denn das?* wollte Schneewölfin wissen. "Ich habe keine Ahnung. Aber geschadet hat es ihr anscheinend nicht. Sieh‘ mal, die Wunde ist verheilt." "So schnell?" rief die Elf erstaunt aus. "Vielleicht war das eben ein Selbstheilungsversuch." vermutete Himmelweis. "Sie atmet ganz ruhig. Ich glaube sie schläft." *Schlaf ist eine gute Medizin.* sendete Schneewölfin. "Genau das Selbe hat sie vor ein paar Tagen auch bei dir gesagt." staunte er. *Tja, wer weiß, vielleicht steckt ja etwas von einer Heilerin in mir.* griente sie.
Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, war Himmelweis als Erster wach. *Silbermond? Kannst du mein Senden empfangen?* *Ja, Himmelweis.* antwortete sie und schlug die Augen auf. Ein Lächeln stahl sich auf Himmelweis‘ Gesicht. "Wie geht es dir?" flüsterte er und strich ihr über die Stirn. "Ich fühle mich noch ziemlich schwach." "Du hast auch sehr viel Blut verloren." "Ich würde dir ja gern diesen wunderbaren Trank brauen, den du mir gegeben hast." ließ sich in diesem Moment Schneewölfin vernehmen. "Aber ich weiß nicht wie das geht. Schön das es dir besser geht." Sie lächelte Silbermond herzlich an. "Macht ein Feuer, dann braue ich ihn mir selber zusammen." antwortete die Heilerin. "Oh nein." erwiderte Himmelweis entschieden. "Erstens wirst du schön liegen bleiben." "Und zweitens ist ein Feuer viel zu gefährlich. Hier treiben sich jede Menge Trolle herum." vollendete Schneewölfin den Satz. *Da kommt was. Sieh‘ dir Schneewölfins Augen an. Sie werden schon wieder fast weiß*, sendete Silbermond in diesem Augenblick. Das Mädchen und der Elf zogen gleichzeitig ihre Waffen. Himmelweis bedeutete Silbermond mit der Hand liegen zu bleiben. Leise schlichen die Elfen in entgegengesetzte Richtungen davon, um die Lage zu erkunden. *Es ist nur einer. Wahrscheinlich ein Späher.* sendete Himmelweis offen. Schneewölfin kam zurück, griff nach ihrem Bogen und rannte geduckt zu Himmelweis. *Soll ich ihn erledigen?* *Nein, solange er uns nicht bemerkt, sollten wir ihn in Ruhe lassen. Wenn er nicht zurückkehrt, werden die anderen Trolle womöglich misstrauisch.* Kurze Zeit später kehrten sie zu Silbermond zurück. *Wir sollten zusehen, dass wir weg kommen. Es wird hier wahrscheinlich gleich von Trollen wimmeln.* sendete Himmelweis. Mit Schneewölfins Hilfe stieg Silbermond auf Mondsängers Rücken, während Himmelweis sich sichernd umsah. *Los, verschwinden wir.* Sie waren kaum zehn Schritte gegangen, da stand, wie aus dem Boden gewachsen, ein riesiger Troll vor ihnen. Blitzschnell riss Schneewölfin ihren Bogen hoch und schoss. Der Pfeil traf den Troll in die Schulter, was den jedoch kaum zu kümmern schien. Mit einer verächtlichen Bewegung brach er ihn ab und kam mit drohend erhobenem Schwert auf die drei Elfen zu. *Lauf, Mondsänger, bring Silbermond in Sicherheit!* Der schwarze Wolf setzt sich sofort in Bewegung. Mehr auf seinem Rücken liegend als sitzend sah Silbermond bedrückt zu die zurückgebliebenen Elfen zurück. Dann waren sie ihren Blicken entzogen.
IV
Verzweifelt wehrten sich Schneewölfin und Himmelweis gegen die Angriffe des Trolls. Mit seinem riesigen Schwert, das er beidhändig führte, drang er immer wieder auf sie ein. Plötzlich wirbelte Schneewölfin herum, unterlief den nächsten Schlag des Schwertes und war blitzschnell auf einen Baum geklettert. Von dort stürzte sie sich mit ihrem Dolch auf den Troll herab und rammte ihm ihre Waffe bis ans Heft ins Genick. Der Troll knickte in den Knien ein und fiel wie vom Blitz gefällt nach vorn. Schneewölfin wurde vom Schwung mitgerissen, rollte sich aber elegant ab. *Gut gemacht.* lobte Himmelweis. *Jetzt aber nichts wie weg hier.* Sie folgten Mondsängers Spur und hatten ihn eine halbe Zeitspanne später eingeholt. *Wie weiß sind meine Augen?* Fragend blickte Schneewölfin Himmelweis an. *Schneeweiß* *Oh, oh, dann ist es noch nicht vorbei.* Diese Prophezeiung kam keinen Augenblick zu früh. Hinter sich hörten sie die Trolle, die, gleich einer Herde aufgeschreckter Zwoots, durch den Wald brachen. Von einem Augenblick zum Anderen waren sie wieder umzingelt. Diesmal hatten sie es mit fünf großen, grünen Gestalten zu tun. Silbermond glitt von Mondsängers Rücken und gesellte sich zu den beiden Anderen. *Was wird das denn jetzt?* fragte Himmelweis irritiert. *Glaubst du, ich lasse mich einfach abschlachten wie ein verängstigtes Kaninchen?* sendete sie zurück. *Wenn ich sterben muss, dann mit der Waffe in der Hand.* So gerade wie es ihre Verletzung zuließ stand sie da und zog ihr Schwert. *Dann lass sie mal kommen.* grinste sie etwas schief. Als wenn die Trolle diese Aufforderung empfangen hätten, schlugen alle gleichzeitig los. Ein wildes Getümmel entstand. Schneewölfin und Himmelweis versuchten Silbermond so weit es ging aus dem Kampf heraus zu halten. Aber das kümmerte die Trolle wenig. Sie hatten Silbermond als die Schwächste des Trios ausgemacht und griffen sie bevorzugt an. Mit der Zähigkeit der Elfe rechneten sie dagegen nicht. Sie nahm all‘ ihre Kraft zusammen und focht einen verbissenen Kampf. Mit einer fließenden Aufwärtsbewegung ihres Schwertes trennte sie einem Troll die Schwerthand ab. Grunzend blickte er seinem Schwert hinterher. Ungerührt hob er es mit der anderen Hand auf, um sich erneut auf Silbermond zu werfen. Die Elfe hob ihr Schwert und parierte die Hiebe des Trolls, die dicht wie Hagel auf sie nieder gingen. Der Grüngesichtige wurde jedoch unvorsichtig, angesichts ihres angeschlagenen Zustands. Er öffnete seine Deckung, was Silbermond zu einem Angriff ausnutzte. Sie rammte ihm das Schwert in den Bauch und zog es mit beiden Händen hoch. Keuchend brach sie neben dem toten Körper in die Knie. Aber das Schicksal ließ ihr keine Zeit zum Verschnaufen. Schon war der nächste Gegner heran. Ehe sie sich aufrichten konnte, fiel er neben ihr aufs Gesicht. In seinem Rücken steckte ein Pfeil. Sie sah auf und blickte in Schneewölfins triumphierendes Gesicht. Dankbar lächelte sie das Mädchen an. Die junge Elfe drehte sich auf dem Hacken um und stürzte sich wieder ins Kampfgetümmel. Viel blieb ihr nicht mehr zu tun. Den letzten Troll brachte sie gemeinsam mit Himmelweis zur Strecke.
Silbermond saß zusammengesunken am Rande des Schlachtfelds. "Silbermond, bist du verletzt?" fragte Schneewölfin. Die silberhaarige Elfe schüttelte den Kopf. "Nur erschöpft. Hier wimmelt es ja nur so von Trollen." "Darum sollten wir auch sofort weiterziehen. Auf die Dauer wird das ganz schön anstrengend." sagte Himmelweis und half ihr auf ihren Wolf. So schnell, wie es Silbermonds Verletzung zuließ, ritten sie los. *Sag‘ mal, Silbermond.* begann Schneewölfin zögernd. *Gestern Abend hast du so komisch gezittert und gestöhnt. Du hast dich dabei hin und her geworfen. Was war da los?* *Ich habe meine Heilerkräfte zur Selbstheilung eingesetzt. Eine nicht ganz leichte und sehr schmerzhafte Sache.* *Aber wenn du jemanden heilst, dann tut es demjenigen doch auch nicht weh.* Schneewölfin war irritiert. *Dem Verletzten nicht. Aber das Fließen lassen von Heilkraft ist für mich sehr anstrengend. Wenn man sich dann auch noch selber heilen muss, dann kann das eben auch schmerzhaft sein. Vor allem, wenn man auf jemanden acht geben muss.* So ritten sie eine Weile stumm neben einander her. "Silbermond, warum hast du mein Senden nicht beantwortet." wollte Himmelweis wissen. "Du hast gesendet? Wann?" Erstaunt sah sie ihn an. "Als du dich selber geheilt hast. Ich wollte wissen, was mit dir geschieht." "Ich habe mich ganz in mich selber zurückgezogen, um all‘ meine Kraft zur Heilung einzusetzen. Dazu gehört auch, dass ich meinen Geist vollkommen leere und dann weder senden noch ein Senden empfangen kann." Die Elfen ritten bis spät in die Nacht hinein, um sicher zu sein, dass ihnen keine Trolle folgten. Auch in dieser Nacht verzichteten sie auf ein Feuer. So zogen sie Tag für Tag weiter. Silbermond erholte sich trotz der Strapazen der Reise zusehends. Eines Morgens, kurz nachdem die Sonne ihr Antlitz über den Horizont erhoben hatte, verließen sie den finsteren Wald. Vor ihnen breitete sich eine sanft gewellte Ebene aus. Im Dunst der Ferne waren die Umrisse einer Bergkette zu erkennen. Versonnen blickte Silbermond in die Ferne und sagte: "Ein Gutes hatten die Kämpfe." Die beiden anderen Elfen sahen sie erstaunt an. "Mein Schwert hat sich einen Namen verdient: TROLLSCHLÄCHTER." Fortsetzung folgt |