Joanna ging ins Badezimmer, zog die weiße Kampfsportjacke und die weiße Hose mit dem blutgetränkten Bund aus. Das schwarze Spitzenbustier hatte sie bereits bei François entsorgt. Es hatte trotz des tiefen Schnittes, den ihr Sean verpasst hatte, bis zum Ende des Kampfes gehalten, wenn auch nur noch an einem Faden. Dann hatte es just in dem Moment vollends den Geist aufgegeben, als sie es ausziehen wollte. Schade, dachte sie, es war eigentlich eines meiner Lieblingsstücke. Na ja, habe ich wenigstens einen Grund mal wieder shoppen zu gehen. Sie betrachtete ihren Rücken im Spiegel. Der Schnitt zog sich wie ein flachgeschwungenes S von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte, glücklicherweise ohne dabei ihr handtellergroßes Drachentattoo zu berühren. Der junge Mediziner hatte ihn so gut genäht, dass wahrscheinlich nicht mehr als eine helle Linie zurückbleiben würde. "Na toll!", murmelte sie. "Dann haben die Leute ja noch mehr zu gaffen, wenn ich mein Abendkleid trage." Sie zog die Haarnadel aus ihrem Haar und löste ihren geflochtenen Zopf, so dass die tizianrote Pracht über ihren Rücken fiel wie ein blutiger Wasserfall. "Bloß gut, dass ich meinen Zopf hochgesteckt hatte, sonst hätte mir dieser Kerl auch noch meine Haarpracht gestutzt." Sie stellte die Dusche an und ließ das warme Nass über ihren Körper laufen. Sinnierend stand sie lange Zeit unter dem prasselnden Wasserstrahl. Wie würde es jetzt weitergehen? Die Nachricht an Hikaru war überbracht, einige andere kleinere Aufträge hatte sie noch zu erledigen, aber die würden nicht mehr als eine Wochen in Anspruch nehmen. Und dann? "Was mache ich mir da jetzt schon Gedanken darüber", sagte sie zu sich selbst. "Erst mal muss ich den Abend mit Don Jaime überstehen." Sie wusste sehr wohl, dass sie eine Einladung zu einem Vampir hatte. Don Jaime Álvarez y de Torquemada war ein direkter Nachfahre des spanischen Großinquisitors Tomás de Torquemada. Seit mehr als 500 Jahre waren er und sein Cousin Feja [gesprochen Fecha] nun schon Vampire, jedoch sah man ihnen ihr hohes Alter bei Weitem nicht an, denn Jaime erhielt den Kuss, der ihn zu einem Vampir machte, im Jahr 1483, als er gerade mal fünfundzwanzig war. Feja war mit 23 Jahren sogar noch jünger, als er den Kuss 1485 erhielt. Die beiden Vampire hatten eine Organisation gegründet, deren Mitglieder sich die Greifen nannten. Sie waren wie eine große Familie, die sich in jeder Situation beistanden, wenn auch manchmal mit nicht ganz legalen Mitteln, jedoch stets ohne verbrecherischen Hintergrund. Jaime war nicht nur der Patron dieser Organisation, sondern gleichzeitig auch Patron des Ventrue-Clans in New York, jenes Vampir-Clans, den man auch den Königsclan nannte. Feja stand ihm als Seneschall innerhalb des Clans zur Seite. Die Ventrue, und damit auch die Greifen, kontrollierten New York, kümmerten sich um heimatlose Kinder und Jugendliche und sorgten für deren Auskommen und Ausbildung. So manches Mädchen, und auch etliche Jungen, hatte Jaime schon aus Bordellen freigekauft, einige unter Brücken hervorgeholt, andere wieder von der Straße oder nach einem verlorenen Streetfight aufgelesen und durch François, den jungen Mediziner der Greifen, verarzten lassen. Sie alle waren den Vampiren treu ergeben und trugen als Symbol dieser Treue das Zeichen des flammenumgebenen Greifens auf dem Zepter als Tätowierung über dem Herzen. Auch in anderen Städten der Welt hatten sie "Außenstellen" und so bildeten die Greifen eine weltumspannende Organisation. Etwas außerhalb von Tijuana befand sich eine Hacienda, die von Jaimes Urgroßenkeln, den Zwillingen Joshua und Samuél, geleitet wurde, die Jaime auf ausdrücklichen Wunsch ihrer Mutter, und mit dem Einverständnis der Jungen, bereits im Jahre 1555 19jährig zu Vampiren gemacht hatte. In diesem Jahr herrschte im Heimatort der Zwillinge eine große Cholera-Epidemie, der auch ihre Eltern zum Opfer fielen. So entschied ihre Mutter kurz vor ihrem Tod, dass es für ihre Söhne das Beste wäre, wenn sie als Vampire unter der Obhut ihres Urgroßvaters Jaime weiterleben würden. Neben dieser Hacienda gehörte auch das Ambassador-Hotel, in dem Joanna wohnte, die CantinaMexicana, das Trainings-Center sowie unzählige andere Unternehmen zum Imperium des Greifen. Eigentlich waren die Vampire wie die Bosse eines weltlichen Wirtschaftsunternehmen, nur mit dem Unterschied, dass die Mitglieder dieses Unternehmens ihnen absolut loyal ergeben waren, da alle durch den Greifen vor einem grausamen und ungewissen Schicksal bewahrt wurden. Doch der Patron der Greifen war nicht, wie man vielleicht meinen sollte, ein verstaubter Despot, der gedanklich immer noch im 15.Jahrhundert lebte. Ganz im Gegenteil: Jaime verstand es, der jeweiligen Zeit ihre angenehmsten Seiten abzugewinnen. Das Einzige, was er aus der Zeit der Inquisition in die moderne Zeit mit hinüber genommen hatte, war seine größte Leidenschaft - das fast unersättliche Verlangen nach Sex. Es war schon fast ein Fluch, der die Mitglieder der Familie de Torquemada betraf, aber keiner hatte sich je darüber beschwert. Und Joanna kannte diese Leidenschaften - gerade die machte sie besonders neugierig.
Den letzten kalten Guss schenkte sie sich heute. Vorsichtig rubbelte sie sich den Rücken ab. Nach dem das Blut davon verschwunden war, sah die Wunde nur noch halb so schlimm aus.
Eine dreiviertel Stunde später war Joanna fertig. Sie sah auf die Uhr. Gut dreißig Minuten hatte sie noch Zeit. Also schaltete sie ihren Laptop an um ihre Mails abzufragen. Zuerst las sie einige belanglose Grüße und Briefchen von Freunden und Bekannten, doch die letzte Mail ließ sie die Stirn in Falten legen. Der Betreff war nichtssagend wie eigentlich alle Betreffs. Aber der Inhalt war eher das Gegenteil. Auf den ersten Blick schien es sich um ein Haiku [japanisches Kurzgedicht] zu handeln, welches ihr ein Verehrer geschickt hatte. Aber Joanna verstand es, zwischen den Zeilen zu lesen. Sie markierte einige der Kanji [japanische Schriftzeichen], kopierte sie in ein anderes Programm und ließ dieses dann laufen. Ein leises Pling zeigte das Ende der Bearbeitung an. Mit gerunzelter Stirn las sie den Text. "Oh nein, nicht das auch noch", stöhnte sie, die Augen verdrehend. "Kaum bin ich aus Tokyo weg, läuft mir die Arbeit nach. Ich dachte, ich hätte den Kerl erledigt. Anscheinend ist das Aas zäher als ich glaubte. Na gut, dann also auf die harte Tour." Joanna löschte sowohl den Text als auch die Mail, entfernte alle temporären Dateien und löschte zum Schluss noch die Zugriffsdateien des Verlaufs. Ein Blick zur Uhr zeigte ihr, dass es nun Zeit für ihre Verabredung war. Sie erhob sich, griff nach dem kleinen Handtäschchen und verließ ihr Zimmer. In der Eingangshalle erwartete sie schon der uniformierte Chauffeur. Bei Joannas Anblick nahm er die Mütze ab und verneigte sich kurz. "Guten Abend, Miss Heldt, mein Name ist Gerd. Don Jaime schickt mich, um sie zur Villa Sangre De Noche zu bringen." Er eilte voraus, um ihr zuerst die Hoteltür und dann den hinteren Wagenschlag aufzuhalten. Schnell umrundete er den dunkelblauen Benthley Arnage LWB mit den verdunkelten Scheiben und schob sich hinter das Lenkrad. Sich lächelnd zu Joanna umdrehend, meinte er: "Genießen Sie die Fahrt, es wird eine Weile dauern, bis wir die Villa erreichen." Das Lächeln erwidernd lehnte sich Joanna in die weichen, cremefarbenen Lederpolster zurück und betrachtete die gediegene Ausstattung des Wagens. Edles Wurzelholz in warmen Brauntönen kokettierte mit dem hellen Creme der Polster, aus der Decke klappte ein Videoschirm hervor und in der Rückenlehne der Vordersitze kam eine Minibar zum Vorschein. Alles in allem ein Fahrzeug nach Joannas Geschmack. Die Fahrt ging eine geraume Zeit am East River und am Hudson entlang. Immer wieder wies sie der Chauffeur auf sehenswerte Details der Stadt hin. Als sie jedoch an Ground Zero vorbeifuhren breitete sich eine bedrückende Stille im Wagen aus. Es war nichts mehr zu sehen von einem der bedeutendsten Zentren der Weltwirtschaft. Joanna dachte über die Ereignisse des 11.Septembers 2001 nach. Sie machte sich keine Illusionen über ihre Tätigkeiten, auch sie war eine Mörderin, dessen war sie sich sehr bewusst, aber sie tötete gezielt und nicht wahllos und schon gar nicht Unschuldige. Selbst Toshiwara Azato hatte die Berichte in den Medien mit Abscheu verfolgt und nur Joanna hatte seine heimlichen Tränen gesehen. Das war einer der Punkte, die ihm die anderen Yakuza-Bosse immer wieder zum Vorwurf machten. Sie behaupteten, er sei zu weich, da er Terrorismus und unnötige Gewalt ablehnte. Doch sein Konzept war erfolgreich, denn der Clan des Drachens behauptete sich nun schon seit mehr als hundert Jahren in der Unterwelt Japans. Dann schlug Gerd eine andere Richtung ein und sie verließen die Stadt. Eine halbe Stunde später erreichten sie ein großes Anwesen mit herrlichen alten Bäumen, die eine Villa im Stil der Kolonialzeit umstanden. Gerd fuhr den Wagen bis vor die Eingangstür, wuselte eilfertig um den Wagen herum, um ihr die Tür zu öffnen. Ein freundliches Lächeln, ohne Hintergedanken, manifestierte sich auf seinem Gesicht. "Einen vergnüglichen Abend, Miss Heldt." Joanna bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln.
Sie betrat leise den großen Raum mit dem Kamin, an dem Jaime mit einem weiteren, etwas jüngeren Mann, der dem Vampir sehr ähnlich sah, stand und sich lebhaft unterhielt. Sie neigte grüßend den Kopf und sagte: "Señores." Jaime drehte sich mit einem Lächeln zu ihr um, betrachtete sie einen Augenblick bewundernd, ehe er sagte: "Oh Joanna, willkommen. Darf ich dir meinen Cousin Feja vorstellen?" Joanna drehte sich zu dem jüngeren Vampir um, machte einen Schritt auf ihn zu, wobei die hüfthohen Seitenschlitze ihres aufregenden langen Abendkleides sichtbar wurden. Sie lächelte ihn strahlend an und reichte ihm die Hand, die dieser mit einer galanten Bewegung entgegennahm. Dann hauchte er einen Kuss darauf und sagte mit einem kecken Lächeln, welches seine Fänge aufblitzen ließ: "Willkommen in unserer bescheidenen Hütte. Ich werde Ihnen beim Abendessen leider keine Gesellschaft leisten können, da ich noch einige Geschäfte zu erledigen habe. Aber ich denke, mein Cousin wird Ihnen voll auf genügen. Sollte er zu aufdringlich werden, liegen dort in der kleinen Schatulle auf dem Kamin Knoblauch, Weihwasser und ein silbernes Kreuz zu ihrer Verteidigung bereit." Die junge Frau erwiderte das Lächeln, wohlwissend, dass diese Dinge nur in der Literatur gegen Vampire wirksam waren. Sie antwortete im gleichen neckenden Ton: "Ich hoffe, dass ich diese Dinge nicht brauchen werde, Don Feja. Trotzdem vielen Dank für den Hinweis. Ich bedaure es, dass Ihr das Abendessen nicht mit Eurer Gegenwart bereichert, aber Geschäfte gehen nun mal vor." "Vielleicht haben wir ja an einem anderen Abend die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Essen", sagte Feja, küsste ihr galant die Hand, ehe er sich an seinen Cousin wandte, ihm einen Kuss auf die Wange hauchte und lächelnd den Raum verließ. Jaime betrachtete Joanna einen kurzen Augenblick. Sie bot einen atemberaubenden Anblick in ihrem schwarzen, langärmeligen Seidenkleid. Es hatte vorn einen tiefen V-förmigen Ausschnitt, der bis knapp vor den Bauchnabel ging und einen Teil ihrer wohlgeformten Brust erkennen ließ. Ein großer Platindrache an einer kurzen Halskette, der sich um einen zweikarätigen reinweißen Diamanten in Brillantschliff wand, war das einzige Schmuckstück, das sie trug. Während Jaime einen der Stühle vom gedeckten Tisch zog, um Joanna einen Platz anzubieten, hob er bewundernd eine Augenbraue. Die zu einem einfachen Knoten am Hinterkopf aufgesteckten, und mit einer Elfenbein-Haarnadel befestigten, roten Haare erlaubten einen ungehinderten Blick auf einen ebenfalls reichlich tiefen V-Ausschnitt im Rücken. Er entblößte ohne weiteres einen guten Teil des Drachentattoos über ihrem Steißbein. Als er ihr dann den Stuhl unterschob, sah er auf ihrem Rücken die Wunde, die ihr Sean beigebracht hatte. "Wie ich sehe, hat François nicht meinem Wunsch entsprochen", bemerkte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Jaime berührte mit sanften, kühlen Fingerspitzen die Verletzung. Joanna drehte sich im Stuhl zu ihm um und sah dem Vampir in die dunkelbraunen Augen. "Wenn ich ihn gelassen hätte, so hätte er durchaus Eurem Wunsch entsprochen, Don Jaime. Doch ich habe ihn daran gehindert." Ein fragender Blick des Vampirs. Joanna wiederholte die Worte, die sie schon zu François und Sean gesagt hatte. "Ich WILL, dass eine Narbe zurückbleibt. Sie soll mich immer an meinen ersten verlorenen Kampf erinnern." Ein feines Lächeln stahl sich auf Jaimes Gesicht, als er sich ihr gegenüber an die Tafel setzte.
Kaum hatte sich Jaime gesetzt, erschien eine ältere Frau, die einen Teller mit Tournays vom Wildschwein in Rotwein-Sauce vor Joanna hinstellte. Daneben platzierte sie ein Schüsselchen mit glacierten Maronen und eine kleine Platte Röstitaler, schenkte aus einer schweren Kristallkaraffe Rotwein in Joannas Glas, um dann wortlos, mit einer leichten Verbeugung in Jaimes Richtung, den Raum wieder zu verlassen. Der Vampir hob lächelnd sein vor ihm stehendes Glas und prostete Joanna zu. Sie hob ebenfalls ihr Glas und erwiderte den Gruß. "Bitte fang an", lächelte Jaime. "Esst Ihr nichts?", fragte Joanna verwundert. "Ich benötige nicht viel und das Wenige, was ich brauche, findet sich in diesem Glas", sagte der Vampir. Joanna zuckte mit den Schultern und begann mit ihrer Mahlzeit. "Ist das Essen zu deiner Zufriedenheit?", fragte er leise. Joanna sah auf, tupfte sich den Mund mit der Damast-Serviette ab und sagte: "Hervorragend. Euer Koch verdient mindestens drei Sterne im Michelin." Ein feines Lächeln glitt über Jaimes Gesicht, bevor er antwortete: "Ja, er ist wirklich gut." Einige Zeit später fragte er dann: "Was führt dich eigentlich nach New York?" Joanna nippte an dem schweren Rotwein, ehe sie erwiderte: "Ich bin sozusagen geschäftlich hier." "Ein Auftrag des Drachen?" "Ihr seid erstaunlich gut informiert, Don Jaime. Ja, ich habe einige Aufträge für ihn hier und in San Diego zu erledigen." Der Vampir blickte nachdenklich in seinen Kelch. "Hm, San Diego", sagte er leise, mehr zu sich selbst als zu Joanna, bevor er lächelnd wieder zu ihr aufblickte: "Wenn du nach San Diego fliegst, dürfte ich dich dann als Kurier "missbrauchen"? Ich hätte da eine Kleinigkeit, die auf unsere Hacienda in Tijuana gebracht werden müsste, was ich aber nur ungern mit der Post oder einem Kurierdienst schicken würde." Ein bittender Blick aus seinen dunklen Augen traf sie. "Wenn dieser Transport meinen Auftrag nicht gefährdet oder ihm zuwider läuft, sehr gern." "Ich glaube kaum", sagte Jaime. "Die einzige "Gefahr", die dabei für dich entstehen könnte, geht von meinen Urgroßenkeln Joshua und Samuél aus." Ein süffisantes Lächeln umspielte seine Lippen. "Aber ich denke, auch dieses "Problem" wirst du auf deine unnachahmliche Art und Weise lösen." "Ihr macht mich neugierig, Don Jaime", antwortete Joanna. Sie beendete ihre Mahlzeit. Kurz darauf erschien wieder die ältere Frau, um wortlos das Geschirr abzuräumen. Joanna lehnte sich entspannt zurück, erhob ihr Glas und sagte: "Ein wundervolles Mahl, Don Jaime. Vielen Dank."
Als sie den Kelch von ihren Lippen nahm, lief ein Tropfen der blutroten Flüssigkeit am Glas entlang. Mit einer aufreizenden Bewegung nahm sie den Tropfen mit der Zungenspitze auf und schloss die Augen bis auf einen Schlitz. Jaime sah sie mit einem Lächeln an. "Versuchst du gerade, mich zu verführen, meine Schöne?", fragte er. Joanna erwiderte das Lächeln. "Vielleicht?!" Sie schlug die Beine übereinander, dabei verrutschte ihr Kleid und gab den Blick auf ihre unendlich langen Beine frei. Über den Rand ihres Glas sah sie ihn an. "Ich weiß um Eure untote Natur, Don Jaime, aber trotz allem seid Ihr immer noch ein Mann." Jaimes Lächeln wurde breiter. "Lass uns auf die Terrasse gehen", schlug er vor, erhob sich und ging zu Joanna hinüber. Einladend streckte er ihr die Hand hin. Joanna ergriff die kühle Hand des Spaniers und ließ sich von ihrem Stuhl hochziehen. Mit den Weingläsern in der Hand schlenderten sie hinaus auf die Terrasse. Es war eine angenehm warme Nacht, die Grillen zirpten und der Mond stand voll und rund am Himmel. Jaime trat hinter sie, ließ eine Hand langsam über ihre Schulter gleiten. "Eine herrliche Nacht. Voller Sterne und wie geschaffen für die Liebe", flüsterte er ihr von hinten ins Ohr. Joanna drehte sich langsam zu ihm um, blickte in seine Augen und antwortete: "Jetzt seid Ihr es, Don Jaime, der zu verführen versucht." Jaime strich leicht mit den Fingerrücken über Joannas Wange, den Hals hinab und über das Schlüsselbein zu ihrem Dekollete. "Lass doch diese förmliche Anrede. Nenn‘ mich einfach nur Jaime", sagte er leise und berührte zart ihre Lippen mit den seinen. Joanna erwiderte den Kuss mit verhaltenem Feuer. Als sie den Kuss löste, antwortete sie genauso leise: "Gerne...... Jaime." Beide nippten an ihren Kristallkelchen. "Was trinkst du da eigentlich? Das ist doch kein Wein, oder?", fragte Joanna. "Was soll ein Vampir schon trinken?", fragte Jaime neckend zurück. "Blut natürlich. Ein sehr feines, edles Blut sogar." Er nahm wieder genüsslich einen Schluck. "Darf ich probieren?", fragte sie. Der Vampir hob erstaunt eine Braue. "Bist du sicher, dass du Blut trinken magst?" "Weißt du, ich komme aus einem Land, in dem roher, giftiger Fisch und kalter, saurer Reis als Delikatesse gelten. Warum sollte ich da vor Blut zurückschrecken? Außerdem bin ich nun mal maßlos neugierig." Er reichte ihr seinen Kelch mit einem sinnlichen Lächeln. Joanna drehte das geschliffene Glas mit Kennerblick im Licht der sanften Beleuchtung, die aus dem Zimmer hinaus auf die Terrasse drang und ließ die Facetten aufblitzen. "Grün?", fragte sie erstaunt. "Hast du Mr. Spock zur Ader gelassen?" In ihren Augen blitzte der Schalk. "Das ist Cruorus-Blut[1], das Blut eines sehr seltenen, schlangenähnlichen Tieres, welches nicht in dieser Zeit lebt. Edel und kostbar - so kostbar wie du", sagte er schmeichelnd. Joanna schnuppert mit der Kennermiene eines Sommelier [Weinkenner, Kellermeister] am Glas. "Es riecht......nach Gold?" Verwundert sah sie Jaime an, nahm einen kleinen Schluck, ließ ihn im Mund kreisen und genoss das feine Bukett. "Köstlich." flüsterte sie mit geschlossenen Augen. Der Vampir nahm ihr das Weinglas aus der Hand, stellte es auf ein kleines Tischchen. Dann trat er dicht hinter sie und wisperte ihr ins Ohr: "Die Sterne sehen aus wie Diamanten auf schwarzem Samt. Sie glitzern wie deine Augen." Joanna lehnte sich leicht an ihn und legte den Kopf zurück, so das er an Jaimes Schulter lag. "Woher willst du wissen, dass meine Augen glitzern?" Er drehte sie wieder zu sich um und sah sie an. "Weil ich es sehe. Und ich sehe noch etwas in deinen Augen." Joanna schaute fragend. "Ja..... ich sehe die Lust, die in ihnen brennt." Ehe sie antworten konnte, verschloss er ihre Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss, zog sie dichter an sich heran und ließ die Finger der rechten Hand hauchzart über die nackte Haut in ihrem Rückendekollete wandern. Joanna erwiderte das Feuer seines Kusses. Sie drängte sich ein wenig näher an seinen muskulösen Körper. Mit einer kraftvollen Bewegung nahm Jaime sie auf den Arm ohne seine Lippen von den ihren zu lösen. Joanna legte den rechten Arm um seinen Hals, sich sachte an ihm festhaltend, die Linke legte sie leicht auf seine Schulter und spielte neckend mit einer Strähne seines schwarzen Haars.
Rasch trug er sie ins Schlafzimmer. Dort angekommen stellte er sie vorsichtig wieder auf die Füße. Er löste seine Lippen wieder von den ihren und ließ sie hauchzart an ihrem Hals hinunterwandern. Joanna legte den Kopf ein wenig in den Nacken und schloss mit einem zufriedenen Schnurren die Augen. Langsam wanderten ihre Hände von seinem Hals nach vorn zu seiner Brust und unter den schwarzen Stoff seines verschlusslosen Hemdes. Sachte Fingerspitzen strichen über seine kühle Brust und reizten durch ihre Sanftheit. Sie zog ihm das Hemd aus der Hose, ließ wieder beide Hände darunter verschwinden und strich zart an den Rippen entlang nach oben. Jaimes Kehle entrang sich ein genießendes Fauchen ohne das er seine Lippen von ihrem Hals nahm. Langsam strichen seine Hände über ihren Rücken. Joanna ließ nun ihre Hände wieder an seiner Brust hinunterwandern, strich sachte mit der Rechten über seine Männlichkeit. Der Vampir keuchte leise auf. Sie schob den Stoff des Hemdes von seinen Schultern und küsste seine Brust. Ihre Lippen umspielten leicht seine Brustwarzen, bevor sie langsam tiefer wanderten. Joanna löste sich von ihm und ging vor ihm in die Hocke. Jaime blickte ihr nach, ließ seine Hände leicht über ihr Haar gleiten. Mit einer lustvoll langsamen Bewegung öffnete sie seine Hose, streifte genießerisch den Stoff seiner Hose an seinen Beinen hinunter und half ihm aus Stiefel und Hose. Dann strichen ihre Finger und ihr heißer Atem hauchzart an der Innenseite seiner Oberschenkel hinauf, fuhren leise reizend über seine Männlichkeit. Als sie sich langsam wieder aufrichtete, streifte ihr tiefes Dekollete seine Erregung. "Jetzt verstehe ich mehr denn je, warum der Drache dir die Aufträge der pikantesten Art überträgt", flüsterte er ihr ins Ohr, während er sie dicht an seinen Körper zog. Seine Lippen strichen zart über ihren Hals. Sanft berührten seine Finger ihre Haut, als sie langsam den Rücken hinaufstrichen. Mit einer sachten Bewegung öffnete er die kleine Silberkette in ihrem Nacken, die dieses Nichts von einem Abendkleid, das nur aus tiefen Ausschnitten und hüfthohen Schlitzen zu bestehen schien, zusammenhielt. Ein leises Rascheln, als die schwere, schwarze Seide zu Boden fiel. Aus Joannas Kehle löste sich ein sanftes Schnurren, als der weiche Stoff über ihren Körper nach unten glitt. Mit Erstaunen spürten Jaimes Lippen diesem Schnurren an ihrer Kehle nach. Ihren makellosen Körper mit der linken Hand näher ziehend, zog er mit der Rechten die elfenbeinerne Nadel aus ihrem Haar. Wieder ein leises Rascheln, als die tizianrote Haarpracht wie ein blutiger Wasserfall über ihren Rücken niederfiel. Joannas Schnurren wurde merklich lauter als Jaime ihren Nacken kraulte. "Du schnurrst wie Sean", wisperte er ihr ins Ohr. "Hm, vielleicht sind alle Assassinen Katzen?", fragte sie scherzend. Die Antwort schuldig bleibend küsste er sie nun wieder sanft doch leidenschaftlich. Erneut nahm er sie auf den Arm, trug sie die wenigen Schritte bis zum Bett. Unterwegs streifte Joanna ihre hochhackigen Schuhe mit den Füssen ab, so dass sie mit einem leisen Laut zu Boden fielen. Sanft ließ er sie auf das breite, mit schwarzen Seidenlaken bedeckte Bett gleiten. Er ging davor auf die Knie und zwang ihre Beine sanft auseinander. Leise, leicht, mit kaum spürbarer Berührung, strichen seine kühlen Finger von den schlanken Fesseln die Schenkel hinauf. Heißer Atem, der den Fingern folgte. Joanna schloss genießend die Augen und atmete hörbar tief ein. Mit einer unendlich langsamen Bewegung zog er ihr dieses Nichts von einem Slip aus schwarzer Spitze, der diese Bezeichnung eigentlich gar nicht verdiente, von ihrem wohlgeformten Po, über die langen Beine bis hinunter zu den Füssen. Dann wanderten seine Finger sanft wieder die Beine hinauf. Zärtlich folgten die Lippen den Spuren der Finger. Joanna keuchte auf, als sie die kosende Zunge in ihrem Schritt spürte. Eine Hand krallte sie in die schwarzen Seidenlaken, während die andere sachte durch Jaimes langes schwarzes Haar strich. Langsam kam der Vampir mit seinen Küssen über ihren Körper hoch. Ebenso langsam richtete sie sich ein wenig auf und blickte ihn verlangend an. "Komm!", wisperte sie und rutschte höher auf das Bett. Nur zu gern folgte er ihren Wünschen. Wieder verschloss er sanft ihre Lippen mit den seinen. Bedächtig öffnete Joanna ihre Lippen und ließ ihre Zunge über seine Lippen und seine Fänge gleiten. Ihr Schnurren wurde lauter, als der Vampir den Kuss löste, seine Lippen langsam, sanft über ihren Hals hinab zu ihrer Brust wandern ließ. Joanna legte mit einem leisen Stöhnen den Kopf in den Nacken. Sie genoss es, ihre Hände über Jaimes kühlen Körper wandern zu lassen, über den Rücken, die Brust, seinen muskulösen Bauch bis hinunter zu seiner Männlichkeit. Jaime keuchte erregt auf, als er ihre warme Hand dort spürte. Joanna zog den Kopf des Vampirs mit der Linken zu sich hoch und blickte mit brennend blauen Augen in das Braun der seinen. "Ich will dich. Jetzt!", flüsterte sie mit heiserer Stimme. "Nein, meine Schöne, noch nicht. Du wirst dich noch ein wenig gedulden müssen", wisperte er ihr ins Ohr und biss sanft in ihr Ohrläppchen. Ein leises Keuchen, dass sofort in ein wohliges Schnurren überging, antwortete ihm. Willig überließ sie sich seinen verwöhnenden Händen. Diese wanderten nun langsam an ihrem Körper hinunter, gefolgt von seinen kühlen Lippen. Immer wieder stöhnte Joanna erregt auf. Wieder spürte sie seine kosende Zunge in ihrem Schritt, seine Hände, die über ihrem Bauch, die Hüften zu ihrem Po fuhren. Langsam strichen seine Lippen wieder über ihren Körper nach oben, verschlossen feurig ihren Mund. "Bitte", wisperte Joanna und sah ihn verlangend an. "Nicht so ungeduldig, meine schöne Katze", antwortete der Vampir leise. Joanna richtete sich mit einem Ruck auf, drehte sich und brachte so den Spanier unter sich. Blitzschnell saß sie rittlings auf seinen Hüften und pinnte seine Arme mit einem Fauchen neben seinen Kopf auf die Seidenlaken. "Wenn ich sage jetzt, dann meine ich auch jetzt. Ich bin nun mal ungeduldig und zügellos", entgegnete sie leise. Dabei blickte sie ihn mit schier unverhohlenem Verlangen an. Langsam und aufreizend bewegte sie ihre Hüften auf seinem Schoß. Ebenso langsam beugte sie sich zu seinem Mund hinab, zwickte ihn in die Lippe und leckte genießend das hervorperlende Blut ab. Sie strich mit ihren Lippen weiter den Hals hinunter, hauchte heiß in seine Halsbeuge, bevor sie sich der durchtrainierten Brust des Vampirs zuwendete. Ohne seine Hände loszulassen und ohne die Bewegungen ihrer Hüften einzustellen, küsste sie laut schnurrend immer wieder seine Brust. Jaime keuchte bebend auf. Eine schnelle Bewegung seiner Hände, mit der er sich aus ihrer Fesselung befreite. Dann legte er die Hände um ihre Hüften, drehte sich mit ihr und brachte sie wieder unter sich. Er drängte mit einem Bein die ihren mit sanfter Gewalt auseinander. Als er sich dazwischen legte, spürte Joanna seine heiße Männlichkeit an ihrem Schoß. Sofort nahm sie das aufreizende Spiel ihrer Hüften wieder auf. Jetzt war es an Jaime, ihre Hände neben ihrem Kopf in die Laken zu drücken, so dass sie den Kosungen seiner Lippen und Fänge ausgeliefert war. "Du kleine rothaarige Hexe", wisperte er mit einem Lächeln in ihr Ohr. "In meiner Jugend hätte man so etwas wie dich auf dem Scheiterhaufen verbrannt." "Ich weiß", antwortete sie frech und biss ihm in den Hals. "Aber so etwas wie dich auch." "Heh, für das Beißen bin ich zuständig", sagte er leise. Um jede weitere Diskussion zu ersticken, verschloss er ihre Lippen feurig mit den seinen, öffnete sie einen Spalt und drang mit seiner Zunge in ihren Mund. Dort verstrickte er die ihre sofort in einen erregenden Tanz. Gleichzeitig drang er langsam und genussvoll in sie ein. Joanna stöhnte an seinen Lippen, mit denen er die ihren immer noch gefangen hielt. Ihr Schnurren wurde immer wieder durch ein Keuchen unterbrochen. Jaime entließ eine ihrer Hände aus der Gefangenschaft und glitt mit seiner nun freien Hand langsam hauchzart an ihrem Hals hinab, über ihr Schlüsselbein zur Brust, die er sanft umschloss und liebkoste. Die Rothaarige keuchte erregt auf, drängte sich dichter an Jaime, als er seine Bewegungen steigerte. Die nun befreite Hand legte sie in Jaimes Nacken und fuhr kosend durch seine Haare. "Gib mir mehr von dir", raunte sie ihm ins Ohr und sah in aus vor Lust brennenden Augen an. Jaime entließ nun auch die zweite Hand Joannas aus ihren Fesseln, um gleichzeitig mit beiden Händen über ihren Körper zu streichen. Dann senkte er seine Lippen auf ihre Brust hinab und fuhr sachte mit der Zungenspitze darüber. Wieder ein lustvolles Stöhnen, das sich ihren Lippen entrang. Langsam steigerte der Vampir seinen Rhythmus. Joanna fuhr jetzt mit beiden Händen durch sein langes, schwarzes Haar, zog seinen Kopf zu sich hoch und küsste ihn voller Leidenschaft. Leicht strich sie mit einem Fuß über die muskulösen Beine Jaimes. Eine Hand wühlte weiter im schwarzen Haar, die andere strich federleicht über seinen Rücken. Als Jaime sein Kommen fühlte, wollte er sich aus ihr zurückziehen, doch mit einer blitzschnellen Bewegung legte sie ihre schlanken Beine um seine Hüften und verhinderte so sein Entkommen. "Nein, bleib", seufzte sie und legte ihm ihren grazilen Zeigefinger auf die Lippen, um ihn an einer Erwiderung zu hindern. "Ich.... ich..... erklär’s...... dir später", keuchte sie. Stöhnend warf sie den Kopf in den Nacken, krallte sich mit beiden Händen in seinen muskulösen Rücken und bäumte sich unter ihm auf. Als er ihr Kommen spürte, ließ auch er seiner Lust die Zügel schießen und ergoss sich mit einem gedämpften Fauchen heiß in sie. Joanna sackte zurück in die schwarzen Seidenlaken und Jaime kam keuchend auf ihr zu liegen, stützte sich jedoch gleich auf die Unterarme ab. Einige Augenblicke später schob er ihr mit einem Lächeln eine der verschwitzten roten Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste zärtlich über ihre Stirn. "Ich kann Azato-sama gut verstehen, warum er dich zu seiner Geliebten gemacht hat. Und warum er dir Aufgaben überträgt, die einen gewissen "Körpereinsatz" erfordern", flüsterte er ihr ins Ohr. Joanna lächelte wissend, löste langsam ihre Beine von seinen Hüften und entließ ihn aus ihrer Umklammerung. Sachte trennte sich der Vampir von ihr, legte sich neben sie in die seidigen Laken. Sanft lächelnd zog er sie dicht an sich ran, legte seine Lippen auf ihren sinnlichen Mund, nur um ihre Zunge gleich wieder in ein erregendes Spiel zu führen. Willig ließ Joanna sich leiten, erwiderte den Kuss ebenso leidenschaftlich und beantwortete das verführerische Spiel der Zunge. Als er den Kuss nach einer langen Weile löste, fragte er leise: "Du wolltest mir noch etwas erklären." Sie blickte ihn mit blitzenden Augen an. "Es ehrt dich, dass du dich rechtzeitig zurückziehen wolltest, aber du brauchst nichts zu befürchten. Ich kann keine Kinder bekommen - ich bin steril." Jaime richtete sich ein wenig auf und blickte erstaunt auf sie hinunter. "Mit 15 hatte ich eine schwere Erkrankung. Diese Erkrankung, und die zu jener Zeit verabreichten Medikamente, hatten meine Sterilität zur Folge. Damals brach eine Welt für mich zusammen, doch heute stellt es sich als Vorteil heraus", antwortete sie und grinste ihn an. "Du bist einfach unverbesserlich." sagte der Vampir und küsste sie wieder leidenschaftlich. Joanna strich ihrerseits genießend langsam über Jaimes Rücken. Als sie an seinem Hintern angekommen war, kniff sie spielerisch hinein. Der Vampir löste den Kuss, strich mit seinen Lippen über ihre Schläfen und barg sein Gesicht ihn ihrer roten Haarpracht. "Ich sage doch, du bist eine kleine, rothaarige Hexe", bemerkte er und küsste sie auf die Nasenspitze. "Das sagt Azato auch immer", erwiderte Joanna, kuschelte sich mit dem Rücken an seine Brust und war wenige Augenblicke später eingeschlafen. Mit einem Lächeln zog Jaime eines der Seidenlaken über sie beide und schloss die Augen. [1] Anmerkung der Autorin: Es gibt wirklich grünes Blut. Lt. Meyers großes Universallexikon: Chlorocruori, lat. cruor = dickes Blut. (Chlorokruorin), grünes Atmungspigment, das im Blut einiger Ringelwurmarten vorkommt. Es ist im chemischen Aufbau und in der physiologischen Wirkung dem Hämoglobin sehr ähnlich. |