Am Waldsee Teil 1 Joran zog schon einige
Zeit durch den Wald. Wie ihm schien, wurde er immer dichter. Doch sein
Gespür als Jäger sagte ihm, dass hier keine Gefahr lauerte. Plötzlich
lichtete sich der Wald und vor ihm lag ein wunderschöner See, der in
den Strahlen der aufgehenden Sonne verführerisch glitzerte. ’Ja, ein
Bad kommt mir gerade recht’., dachte er. Lange war er schon unterwegs
- zu lange, für seine Begriffe. Sein Stamm hatte ihn nicht direkt
verstoßen. Doch er war es leid, immer wieder die Sticheleien wegen
seiner Vorliebe für junge, männliche Elfen zu ertragen. Also war er
gegangen. Keiner hatte ihm eine Träne nachgeweint. ’Ich werde schon
wieder einen Stamm finden, der mich so akzeptiert, wie ich bin.’,
hatte er gedacht. Außerdem war es nicht der erste Stamm den er verließ.
Im Stamm seiner Geburt hatte man ihm sehr deutlich gesagt, dass diese
Vorliebe nicht geduldet würde, denn sie würde keine Nachkommen
hervorbringen. Man hatte ihn vor die Alternative gestellt, sich eine Gefährtin
zu suchen und mit ihr Kinder zu zeugen oder den Stamm zu verlassen und
nie wieder zurück zu kehren. Also war Joran gegangen. Joran schwamm langsam
auf die beiden Elfen, die mittlerweile das Wasser verlassen hatten, zu,
immer die Deckung des Schilfgürtels nutzend. 'Schade.', dachte er, als
er sah, wie sich der junge Elf mit der Elfe vergnügte. 'Aber vielleicht
ist ja noch nicht alles verloren. Er sieht einfach zu schnuckelig aus.
Ob er....?' Joran hatte das Ende des schützenden Schilfgürtels
erreicht, lag träge im seichten Wasser und spähte zu den beiden hinüber.
'Sein Haar glänzt wie Rabenflügel in der Sonne.', dachte er verträumt
und stellt sich vor, wie es wohl wäre, wenn diese dunklen Haare über
seine Brust und den Bauch strichen. Sturmwinds Finger
glitten sanft über ihre Schenkel, als Feleya sich zu ihm hoch beugte.
Ein Blick in ihre Augen verriet ihm, dass auch sie eine Gefangene ihrer
Lust war. Ihr Hände umfingen sein Gesicht und er fieberte dem entgegen,
was nun kommen sollte. er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit,
das sie mit der Zunge über seine Oberlippe strich. Unbewusst leckte er
sich mit der Zunge über die Lippe und berührte dadurch ihre. Glühend
heiße Schauer durchliefen ihn, als ein Aufschrei ihn zusammenfahren ließ.
Unwirsch löste er sich von Feleya, sprang auf und schaute in die
Richtung aus der das Gezeter zu ihm drang. Alles um sie herum war
verschwunden, sie berührte seine Zunge und spürte das Feuer und die Wärme
darin, bis ein Schrei die Stille zerbrach. Sturmwind erschrak leicht und
löste sich von ihr, sah sich um und war auch gleich ins Wasser gehüpft.
"Es wäre auch zu schön gewesen", fauchte sie und stand auf.
Folgte mit ihren Blicken Sturmwind und sah einen Elf im See
umherspringen. Sie ging ans Seeufer um zu sehen was für ein Problem
dieser hatte, konnte jedoch nichts erkennen. Sie überlegte kurz ob sie
ins Wasser kommen sollte doch entschied sich anders. Feleya zog einige
Haarsträhnen nach vorne um ihre nackte Brust leicht zu bedecken und
wartete erst einmal ab.
Lichtfängers Glück
war es, dass Jaris soeben durch einen Schrei abgelenkt wurde, sonst hätte
es, wieder mal, schlecht für ihn ausgesehen. Er beobachtete den
kurzhaarigen Elfen auf der anderen Seite des Sees, sah jetzt auch das Pärchen
und schüttelte leicht lachend den Kopf. Das gab’s doch gar nicht, so
viel war hier noch nie los, doch sofort sah er auch wie gut dieses
zappelnde männliche Wesen da vor ihm aussah. Er sprang leichtfüßig
hinab ins Wasser und watete zu den Elfen hinüber. Jaris beachtete er
gar nicht weiter, die Elfen da vorne waren momentan viel interessanter.
"Der ignoriert
mich einfach", murmelte Jaris kopfschüttelnd. Aber er war
neugierig genug, um das Duell für diesmal zu beenden und seinem Freund
hinterher zu stiefeln, um sich die drei "Neuen" genauer
anzusehen. Vor allem diesen komischen Kauz, der vor den zwei anderen im
Wasser herumhüpfte. Lichtfänger war schon
bei den Dreien angelangt und sah nun auch was geschehen war. **Den hat
ja auch was gebissen.** Ein amüsiertes Senden bevor er auf den
herumspringenden Elfen zutrat und ihn einfach festhielt. **Nun halt doch
mal still, wie soll ich dir sonst helfen!** Er sah dem Elfen in die
Augen und lächelte freundlich.
**Was - echt?** "Jaris!"
Entsetzt sah Lichtfänger seinen Freund an. Das gab’s doch gar nicht,
selbst in so einer Situation fiel ihm nichts besseres ein, als Witze zu
reißen. **Wie wär’s wenn du mir mal hilfst und ihn festhältst?** Er
sah wieder den Elfen an, der im Wasser herumsprang.
Böse funkelte Joran
den Elfen mit den schwarzen Haaren an. Ehe er noch was sagen konnte,
hatte ihn schon ein weiterer Elf von hinten gepackt um ihn festzuhalten.
Anscheinend wollte er ihm helfen. Plötzlich taucht noch ein Elf auf,
der ihn anfuhr, er solle doch nicht so rumschreien. "Ja, macht euch
nur über mich lustig. Ihr habt ja auch keinen Krebs am besten Stück hängen.
Das tut verdammt weh. Lass endlich los." Damit meinte er sowohl den
hinter ihm stehenden Elfen als auch den Krebs.
Sturmwind wusste gar
nicht wie ihm geschah, als der Elf in der misslichen Lage ihn
anfunkelte. Diese Augen. Noch nie hatte er Augen in dieser Farbe
gesehen. Dieses Grün, einfach unbeschreiblich. Vergessen war Feleya,
die irgendwo hinter ihm stehen musste. Alles was jetzt gerade zählte
war der Fremde. Helle Haut auf der sich die Sonne in den Wassertropfen
brach. Es war etwas völlig neues was er gerade entdeckte. Sogar die
Haare des Elfs waren hell. "Halt das Vieh
mal fest", sagte Joran zu dem vor ihm stehenden Elfen. Dann packte
er die Schere des Krebses und bog sie vorsichtig auseinander. Mit einem
erleichterten Seufzer löste er das Krabbeltier von seinem Körper, dann
sah er den Krebs böse an. "Eigentlich hättest du es verdient im
Topf zu landen, aber ich bin ja tierlieb und lasse dich laufen."
Mit diesen Worten nahm er ihn dem vor ihm stehenden Elfen aus der Hand.
Dabei berührte er nur kurz die Hand des anderen. Ein Kribbeln durchlief
seine Finger, sauste seinen Arm hinauf, um dann mit der Geschwindigkeit
eines heranstürmenden Stieres in seinem Magen hinabzufahren und dort zu
explodieren. Joran blickte in die schwarzen Augen des Jungen vor ihm.
'Wie Karfunkelsteine in der Sonne.', dachte er. Der Krebs in seiner
Hand, die Elfe am Ufer, der Elf hinter ihm, der andere Elf, der
ebenfalls im Wasser stand, alles um ihn herum war in diesem Moment
vergessen. Auch das er hier vollkommen nackt vor diesen fremden Elfen
stand bemerkte er nicht wirklich. Nur die schwarzen Augen vor ihm, die
ihn mit ihrem Blick gefangen hielten. Langsam kehrte er in die
Wirklichkeit zurück. 'Oh ihr Hohen, nicht schon wieder. Er ist doch
noch viel zu jung.', schoss es Joran durch den Kopf. 'Bestimmt noch
keine zwanzig Sommer.'
Jaris wollte ja
eigentlich eine halbwegs schuldbewusste Miene aufsetzen - es war ja
wirklich nicht gerade nett, sich in so einem Moment lustig zu machen -
aber das Kichern saß ihm immer noch im Hals. So beobachtete er nur
stumm und um Beherrschung bemüht, wie der Fremde sich von dem Krebstier
befreite. Die Stimme des hinter
ihm stehenden Elfen drang nur langsam zu ihm durch. Den Krebs immer noch
in der Hand haltend drehte er sich zögerlich um. "Ich mag keinen
gekochten Krebs, die schmecken mir zu fade. Willst du ihn haben?"
Mit diesen Worten hielt er Jaris das Schalentier hin. "Wo die
anderen herkommen kann ich dir nicht sagen, aber ich komme aus der
Richtung, in die die Sonne nie wandert (Nord). Mein Name ist übrigens
Joran Flinkzunge."
Lichtfänger musterte
die anwesenden, neuen Elfen aufmerksam, während er Jaris ansprach.
"Sagen wir, außer mir und dir ist hier sonst niemand." Dann
sah er Joran an. "Ich bin Lichtfänger und das da", er deutete
unbestimmt in Jaris Richtung, "ist Jaris. An eurer Stelle würde
ich nicht so offen in einem fremden See baden, man weiß nie was er für
Überraschungen bereit hält." Seine Worte waren ernst gemeint und
auch sein Gesichtsausdruck war ernst.
**Das da ... Was ist
denn das für eine Vorstellung? Du bist ja wieder richtig höflich heute**, erwiderte Jaris, an Lichtfänger gewandt. Laut sagte er:
"Naja, viel gefährlicheres als nette kleine Krebse gibt’s in dem
See eigentlich nicht." **Genauso höflich wie
du!** Lichtfänger spielte auf die unpassende Bemerkung an. Dann jedoch
zuckte er mit den Schultern und watete aus dem Wasser. Er setzte sich in
den schon warmen Sand und beobachtete den Auflauf von Elfen im Wasser.
Sturmwind zwinkerte.
Die Stimme des Grünäugigen erreichte ihn und wie in Trance fasste er
den Krebs. Kurz strichen seine Finger über die helle Haut. Er bemerkte
es jedoch nicht. Erst als der Fremde ihm die Krabbe abnahm und ihre Hände
sich streiften konnte er sich aus seiner tiefen Abwesenheit befreien.
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