Am Waldsee Teil 38 Sie blieben eine ganze Zeit in der Höhle, sammelten Pilze und Beere, die sie trockneten, jagten Wild, dessen Fleisch sie zum Teil ebenfalls trockneten oder aber auch räucherten. Das Räuchern war etwas, was Sturmwind noch nicht kannte und Joran war ganz in seinem Element, als er es dem jungen Elfen erklärte. Eines Tages brachen sie dann auf, um endlich den Weg durch die Ausläufer des Nebelgebirges und durch die Trostlose Ebene anzutreten. Sie folgten lange Zeit dem Bach, den sie schon aus dem Wald vor der Höhle kannten. Je weiter sie sich dem Gebirge näherten, um so schmaler, aber auch reißender wurde er.Inzwischen hatten sie den Fuß des Nebelgebirges erreicht und auch schon zum größten Teil durchwandert. Joran hatte mittlerweile wieder die Ärmel an sein Lederhemd genäht und blickte immer wieder besorgt auf Sturmwind, der trotz des Woll-Umhanges, den ihm Joran gegeben hatte, oft genug fröstelnd die Schultern hochzog. /Heute Abend werde ich ihm das Fell-Hemd geben/, dachte Joran und freute sich schon auf Sturmwinds erstaunte Augen.
Sturmwind zog den Umhang enger um
seinen Leib. Die Kälte kroch ohne Erbarmen in seinen Körper und am liebsten hätte der junge Elf schon wieder eine Rast gemacht, um sich
unter den Schlaffellen an Joran zu kuscheln. Doch diese Blöße wollte
er sich nicht geben, denn sie waren noch nicht gerade lange unterwegs. Sie waren schon den ganzen Vormittag gewandert, waren dabei immer höher gestiegen, denn der leichtere Weg führte aufwärts. Hier oben war aber auch die Kälte deutlicher zu spüren. Joran empfing Sturmwinds Senden und konnte selbst in den Gedanken die Kälte spüren, die durch den Körper des Jungen zog. Er blieb stehen und drehte sich um. Sturmwind schaute Joran an. "Mir ist kalt", gestand er zähneklappernd und machte sich ohne auf Jorans Antwort abzuwarten auf den Weg. Vorsichtig begann er mit dem Abstieg, setzte einen Fuß vor den anderen und versuchte mit den Händen einen Extrahalt zu finden. Kurz sah er zu Joran hoch, ob dieser ihm auch folgte. "Sturmwind, warte!!", rief ihm Joran nach und folgte dem jungen Elfen vorsichtig. Der Boden war übersäht mit losem Geröll. Das war auch der Grund gewesen, warum sie immer weiter nach oben gestiegen waren, denn der Weg aufwärts war nicht nur leichter zu gehen, sondern auch sicherer, da hier weniger lose Steine lagen. /Hoffentlich macht er jetzt keinen Fehler. Er ist bestimmt nicht so geübt im Klettern im Gebirge wie ich. Auch wenn unsere Berge mehr Hügel waren, so bin ich es doch gewohnt, im Gestein rumzuklettern, er aber bestimmt nicht/, sorgte sich Joran. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, da geschah es auch schon..... Vorsichtig suchte Sturmwind mit dem Fuß nach dem nächstgelegenen Vorsprung und stemmte sich dagegen. Vorsichtig griff er mit der Hand tiefer und genau in diesem Moment rutschte er mit den Fingern der anderen Hand ab. Er ruderte noch mit den Armen, versuchte das Gleichgewicht zu finden und dann stürzte er in die Tiefe. Er war so geschockt, dass er weder nach Joran senden noch rufen konnte. Instinktiv zog er Arme und Beine an, legte das Kinn gegen die Brust und hielt die Luft an. Ein harter Schlag auf den Hinterkopf nahm ihm kurz darauf das Bewusstsein. "STURMWIND!!!!!!!!!" Wie in einem Traum sah er Sturmwind stürzen. Doch seine Erstarrung dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Noch während der junge Elf fiel, lief er los. Vorsichtig, damit er nicht auch noch den Halt verlor oder loses Gestein zum Absturz brachte, kletterte Joran hinterher. **Schneestern, halt aus, ich bin gleich bei dir!!** Joran sorgte sich sehr, doch er ließ es nicht zu, dass seine Angst um Sturmwind sein Handeln beeinflusste oder ihn unvorsichtig machte. Endlich bei ihm angekommen, löste Joran den Riemen seines Tornisters und warf ihn zusammen mit dem Langbogen achtlos hinter sich. Vorsichtig befreite er Sturmwind aus dem Gewirr seines Beutels und des zerbrochenen Bogens. Ein Stöhnen entrang sich der Kehle des jungen Elf. Sein Blick war getrübt und ein stechender Schmerz fuhr von seinem linken Arm direkt in seinen Kopf. Er versuchte sich aufzustützen, verlor aber sofort das Gleichgewicht. Sein Arm wollte ihn nicht tragen. Er biss die Zähne hart aufeinander und versuchte sich erst mal zu orientieren. Verschwommen nahm er das Gesicht über sich wahr. "Joran?", drang es ihm leise über die Lippen.
"Bleib still liegen, Schneestern", antwortete Joran und strich ihm vorsichtig über die
Wange. Vorsichtig, aber gründlich untersuchte er den Jungen. Dass der
grotesk verdrehte linke Arm gebrochen war, bedurfte keiner weiteren
Untersuchung. Auch die verschiedenen Prellungen und Abschürfungen
konnte er im Moment vernachlässigen. Um die würde er sich später kümmern.
Zuerst musste er Sturmwind auf weitere, vielleicht lebensbedrohliche
Verletzungen untersuchen. "Dir brummt bestimmt der Kopf, nicht wahr? Ist dir auch übel und fehlt dir ein Stück Erinnerung?" "Was ist passiert?", fragte Sturmwind, dem nicht geheuer war, was Joran gerade tat. Er zwinkerte mehrmals, bis sich der Tränenschleier löste. Sein Blick fiel auf Jorans Gesicht. Er sah die Sorgenfalten auf der Stirn, die Angst in den grünen Augen und hob die rechte Hand, um mit den Fingern über Jorans Wange zu streichen. "Mir tut alles weh..." Langsam wendete er den Blick ab und sah die Felswand hinauf. "Ich bin gestürzt", stellte er leise fest. Joran umfing leicht die Finger, die sein Gesicht streichelten, zog sie an seine Lippen und küsste sie. Jetzt, wo er wusste, dass Sturmwind nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr schwebte, brachen alle seine Gefühle aus ihm heraus. Ohne Bedenken ließ er den Tränen freien Lauf – Tränen der Erleichterung, aber auch Tränen der Scham. "Ja, mein Schneestern, du bist den Abhang hinunter gestürzt. Deine klammen Finger haben keinen Halt gefunden. Ich hätte dir das Hemd schon früher gegen sollen, damit du nicht so frierst, aber ich war zu selbstsüchtig. Ich habe mich jeden Abend darauf gefreut, wenn du dich an mich gekuschelt hast und ich dich wärmen durfte. Heute Abend wollte ich dir das Hemd geben, doch jetzt ist es zu spät." Joran wendete sich ab, damit Sturmwind ihm nicht in die Augen sehen konnte, denn davor hatte er Angst – vor dem anklagenden Blick des Dschungel-Elfen. Denn das ihn Sturmwind anklagen würde, war ihm klar, denn er hatte sie ja so hoch ins Gebirge geführt, ohne darüber nachzudenken, dass Sturmwind diese Kälte nicht gewöhnt war. Und jetzt lag er verletzt hier, durch Jorans Schuld. Um seine Unsicherheit zu überspielen, suchte er in seinem Rucksack nach breiten Lederstreifen, und nach einem Stück derben Leders.
Sturmwind sah die Tränen, die
Joran die Wangen hinabliefen. Sacht entzog er Joran seine Hand und
zeichnete mit den Fingern die Tränenbahnen nach. "Ich habe dir ein warmes Hemd aus Dachsfell genäht", gestand er leise und blickte nun doch in Sturmwinds Augen, in denen er Verständnis zu finden hoffte. "Du solltest es heute Abend bekommen, wenn wir rasten, weil du doch die Kälte nicht so gewöhnt bist und so leicht frierst." **Und jetzt bist durch meine Schuld abgestürzt und verletzt.** Joran war zu tiefst getroffen und ehrlich zerknirscht.
"Du hast ein Hemd für mich
gefertigt?" Sturmwind konnte nicht glauben, dass Joran so etwas für
ihn tun würde und schloss leise seufzend die Augen. "Ich werde es
mit Stolz tragen." Er spürte Jorans Schuld, fühlte dessen Sorge
und Angst und antwortete sendend: **Es war nicht deine Schuld. Ich hätte
dich vorklettern lassen sollen.** Die Bewusstlosigkeit, die Sturmwind umfing, konnte Joran nur begrüßen, denn dann würde der junge Elf die Schmerzen, die er ihm notgedrungen beim Einrichten des Bruches zufügen musste, nicht bewusst wahrnehmen. **Ich habe dir versprochen, dir nie weh zu tun, Schneestern, aber jetzt muss ich es doch tun – zu deinem Wohl.** Er legte die Lederstreifen und die Teile von Sturmwinds zerbrochenen Bogen bereit. Dann schob er ihm das Stück derbes Leder zwischen die Zähne, denn auch wenn der Dschungelelf bewusstlos war, würde er einen Teil der Schmerzen durchaus im Unterbewusstsein mitbekommen und sich dann eventuell auf die Zunge beißen oder die Zähne ruinieren und das wollte Joran vermeiden. Noch einmal holte Joran tief Luft, dann stemmte er den Fuß in Sturmwinds Achsel, fasste das Handgelenk und zog langsam die beiden Teile des Knochens in ihre ursprüngliche Position zurück. Mit flinken Fingern schiente er den Arm mit den Bogenteilen und den Lederstreife. Als dies geschafft war, besah er sich die Abschürfungen. "Die haben Zeit, bis wir einen Lagerplatz gefunden haben"; murmelte er zu sich selber. Er erhob sich und blickte sich suchend um. Ein gutes Stück entfernt, vielleicht eine halbe Stunde Fußmarsch bei normalem Marschtempo, entdeckte er einen Felsvorsprung, der ein trockenes Nachlager versprach. Joran schulterte seine und Sturmwinds Sachen, dann hob er den Jungen vorsichtig auf und ging los. Mit seiner kostbaren Last würde er mindestens ein Stunde, wenn nicht sogar noch länger brauchen, aber das war ihm egal. Er hoffte nur, dass die gnädige Bewusstlosigkeit Sturmwind solange umfangen hielt, denn auch wenn Joran vorsichtig ging, bereitete jede Erschütterung Sturmwind sicherlich zusätzliche Schmerzen. Flatternd hoben sich Sturmwinds Lider. Wo war er? Was war passiert? Ein leichtes Schaukeln hielt seinen Körper gefangen. Jemand trug ihn. "Joran?" "Ssshhh, ich bin hier Schneestern." Joran setzte Sturmwind vorsichtig ab und hielt ihm den Wasserschlauch an die Lippen. "Wir sind gleich bei unserem Lagerplatz, du musst noch einen kleinen Augenblick durchhalten. Wirst du das schaffen?", fragte er mit besorgtem Unterton. Sturmwind trank in kleinen Schlucken und sogar das schmerzte ihn. "Es ist doch nur mein Arm gebrochen, oder? Also könnte ich auf meine Füßen weitergehen?" "Nein, Sturmwind, du hast dir auch ganz mächtig den Kopf angestoßen und da läufst du mir nicht allein. Lass mich einen Moment ausruhen, dann trage ich dich weiter." Plötzlich musste er grinsen. "Kannst du dich noch daran erinnern, dass du mich mal gefragt hast, ob ich dich den ganzen Weg tragen wolle und ich habe damals geantwortet, dass ich dich bis ans Ende der Welt tragen würde? So hatte ich das allerdings damals nicht gemeint. Ich hätte dich lieber aus einem anderen Grund auf Händen getragen." Er beugte sich vor und küsste Sturmwind sachte auf die Stirn. Dann nahm er ihn wieder vorsichtig auf und ging los. Sturmwind schloss die Augen und legte den Kopf gegen Jorans Schulter. Das Stechen hinter seiner Stirn nahm wieder zu und er war dankbar, dass er sich gerade jetzt bei Joran befand und sich an ihn lehnen konnte. **Ich liebe dich!** **Ich liebe dich auch, mein Schneestern**, antwortete Joran und küsste ihm nochmals die Stirn. Kurz darauf hatte er den Felsüberhang erreicht. Vorsichtig bettete er Sturmwind an den Fuß eines einsamen Baumes und richtete ihr Nachtlager. Nachdem er Sturmwind auf die Schlaffelle gelegt und gut zugedeckt hatte, machte er sich auf, um Brennholz zu suchen und, wenn möglich, eine Quelle oder einen Wasserlauf zu finden. Die Hohen waren mit ihm, denn er fand beides ziemlich schnell und in geringer Entfernung. Zum Lager zurückgekehrt, machte er sich daran, Sturmwinds übrigen Verletzungen zu säubern und zu versorgen. Mit einem grimmigen Lächeln betrachtete er den Tiegel, der die Heilsalbe enthielt. /Ich hatte ja gehofft, dass ich diese Salbe nie brauchen würde, weder für Sturmwinds Hintern noch für solche Verletzungen./ Zum Glück waren die Verletzungen geringer als nach einem solchen Sturz zu erwarten gewesen wäre. Einige würden nette blaue Flecke geben, aber die waren höchstens lästig und nur gering schmerzhaft, jedoch nicht weiter gefährlich. Die Abschürfungen würden dank der Heilsalbe rasch verschorfen und dann auch ziemlich schnell abheilen. Auch die Erschütterung des Gehirns, die sich Sturmwind zugezogen hatte, würde durch ein paar Tage absoluter Ruhe spurlos vergehen. Nur der Armbruch machte Joran doch ein wenig Sorgen. Würde der Arm wieder gerade zusammenwachsen? Joran hatte sein möglichstes getan, damit das so wäre. Ob Sturmwind ihn wieder vollständig gebrauchen konnte, würde sich erst später zeigen. Genauso wie eventuelle innere Verletzungen und Joran betete zu allen Hohen und Geistern dieser Welt der zwei Monde, dass Sturmwind davon verschont geblieben war. Vorsichtig tastete er Sturmwinds Bauch nochmals ab und fand ihn immer noch weich, also keine Anzeichen von inneren Blutungen. Mit einem leisen Seufzer entließ er die Luft aus seinen Lungen. Lange blieb er am Feuer sitzen, dachte über sich, Sturmwind und ihre Beziehung nach. Immer wieder blickte er auf den mittlerweile schlafenden Elfen an seiner Seite. Über den Fall, was geschehen wäre, wenn dieses Unglück Sturmwind ereilt hätte, als er allein unterwegs war, mochte Joran gar nicht weiter nachdenken. Irgendwann tief in der Nacht, legte sich Joran an Sturmwinds Seite, betrachtete im spärlichen Licht des ersterbenden Lagerfeuers das Gesicht, dass er inzwischen so sehr liebte. Sanft strich er ihm eine schwarze Strähne hinter das Ohr. **Werde bald wieder gesund, mein Schneestern, denn ich kann ohne dich nicht mehr leben.** Zärtlich nahm er die gesunde Hand Sturmwinds in seine und schlief gleich darauf erschöpft ein.
Halb schlaftrunken bekam Sturmwind
nur nebenbei mit, dass Joran ihn auf eines der weichen Felle legte. Das
Hämmern in seinem Kopf nahm ihm die Möglichkeit normal zu denken und
so blieb er einfach liegen. Er spürte die warmen Finger, die seine
Wunden säuberten und die Salbe auftrugen, die er schon kannte. Leise
zischte er durch die Zähne, wenn die Wunden wie Feuer brannten, aber
dieser Schmerz war auszuhalten, im Gegensatz zu dem Dröhnen in seinem
Kopf. Vor sich hindämmernd öffnete er nur einmal kurz die Augen, um zu
Joran zu sehen, der am Feuer saß. Irgendwann schlief der junge Elf
endlich ein.
Durch ein würgende Geräusch geweckt, blickte Joran sich um. Er entdeckte Sturmwind, der sich, an einem Baum gelehnt, würgend übergab. Mit einem schnellen Satz war er bei ihm, nahm dessen Haare im Nacken zusammen und hielt ihm die Stirn. Nachdem sich Sturmwinds Magen beruhigt hatte, reichte Joran ihm stumm den Wasserschlauch. Als Sturmwind sich den Mund gespült und auch einen Schluck getrunken hatte, fing der blonde Elf den langsam in sich zusammensackenden Jungen auf und trug ihn zurück zu seinem Schlafplatz. Er hatte so etwas schon kommen gesehen und vorsorglich einen Tee aus Lavendel, Melisse, Ingwer, Thymian und Wacholder gekocht und am Feuer warmgehalten. Sturmwind stützend, hielt er ihm mit einem aufmunternden Lächeln die Schale mit dem Gebräu an die Lippen. "Ich weiß, es riecht scheußlich und schmeckt noch schlimmer, aber es bekämpft deine Übelkeit und auch deine Kopfschmerzen. Wenn du die ganze Schale leer trinkst, bekommst du zur Belohnung auch einen Kuss von mir", versuchte Joran einen Scherz. Sturmwind würgte leicht, als er die bittere Flüssigkeit schluckte. Er nahm sich zusammen und leerte die Schale. Er versuchte zu lächeln, versagte aber kläglich und mehr als eine Grimasse bekam er nicht zustande. "Danke", brachte er mühsam hervor und griff mit der Hand seines gesunden Armes nach Jorans, damit er ihn zu sich ziehen konnte. Ein Lächeln huschte über Jorans Gesicht, als Sturmwind die Lippen verzog ob des Geschmacks des Tees. Er kannte ihn nur zu gut, aber er wusste auch, dass er schnell seine Wirkung tat. Willig lies er sich von Sturmwind näherziehen. Vorsichtig ließ er ihn auf das Schlaffell gleiten, beugte sich über ihn und küsste ihn liebevoll. Der Kuss schmeckte nach Melisse und Ingwer. **Hm, du bist schon wieder auf dem Wege der Besserung.** Auf seinen geschienten Arm achtend, drehte sich Sturmwind leicht in Jorans Richtung, als dieser ihn tatsächlich küsste. Sanft erwiderte er den Kuss und schloss die Augen. **Jetzt musst du dich schon wieder um mich sorgen**, sendete er ernst. **Tut mir leid, dass ich dir so viel Arbeit mache.** **Das lass mal meine Sorge sein, Schneestern.** Joran wollte jetzt nicht mit Sturmwind diskutieren und so intensivierte er seinen Kuss und strich leicht mit den Fingerspitzen über dessen Hals und die Schultern. Er beendete den Kuss dann resolut und sagte leise: "Und jetzt schläfst du. Dein Kopf braucht absolute Ruhe und mehr als keusche Küsse sind sowieso nicht drin." Er stand auf, holte aus dem niedergebrannten Feuer einen Stein, den er dann in ein Stück grobes Leder wickelte und Sturmwind an die Füße schob. Dann kroch hinter ihm unter das Fell und zog ihn vorsichtig an seinen Körper. **Damit du mir nicht frierst.** Sanft strich er mit den Lippen über Sturmwinds Hals, hauchte ihm noch einen Kuss auf die Wange und kuschelte sich dann so dicht wie möglich an den Dschungelelfen. "Mein Kopf dröhnt so sehr, dass ich das Gefühle habe, dass er gleich platzen muss." Vorsichtig schob er sich näher an Joran und suchte sich eine Schlafstellung, in der er seinen gebrochenen Arm nicht belastete. "Ich bin froh das du bei mir bist." Sturmwind schloss die Augen und versuchte das Hämmern zu ignorieren. "Das Dröhnen lässt bald nach, wenn der Tee wirkt. Das geht ziemlich schnell, aber wenn man drauf wartet, erscheint es einem wie eine Ewigkeit. Versuch zu schlafen, dann merkst du das Dröhnen nicht so. Außerdem ist Schlaf sowieso die beste Medizin." Sanft streichelte er Sturmwind. "Leichter gesagt, als getan", murmelte Sturmwind und versuchte sich auf das Streicheln zu konzentrieren. "Ich kann das Hämmern einfach nicht ignorieren und dazu kommt noch, dass ich vollkommen munter bin." "Hm, was mach ich denn dann mit dir?", fragte sich Joran. "Ich könnte dir einen Schlaftrunk brauen, aber das braucht seine Zeit und außerdem würde der die Wirkung vom Tee wieder aufheben. Dann könntest du zwar schlafen, aber die Übelkeit und der Kopfschmerz wären beim Aufwachen wieder da." Er überlegte eine Weile, dann drehte er Sturmwind vorsichtig auf den Rücken um ihm in die Augen sehen zu können. "Ich könnte dich ja auch so ablenken, dass du gar nicht mehr an deine Kopfschmerzen denkst", grinste er breit. Sturmwind sah zu Joran auf, blickte in die grünen Augen und zwinkerte. "Und wie willst du das schaffen?", fragte er zweifelnd und strich mit den Fingern über Jorans Wangen. Grinsend antwortete er: "Ich könnte dir eine Geschichte erzählen oder ein Lied vorsingen. Ach nee, singen lieber nicht, von meinem Gesang bekommst du nur noch mehr Kopfschmerzen." Vorsichtig strichen seine Finger über Sturmwinds Brust und Seite, immer bemüht, keine der Verletzungen zu berühren. "Ja, erzähl mir eine Geschichte", murmelte Sturmwind und schloss die Augen, nachdem er sich enger an Joran geschmiegt hatte. "Mutter hat mir früher auch immer Geschichten erzählt, über wilde Tiere und über Stammesmitglieder und ihre Erlebnisse." Joran überlegte eine Weile, legte sich bequem hin und erzählte Sturmwind, ohne das Streicheln zu unterbrechen, eine Legende der Nordland-Elfen.
Sturmwind lauschte Joran, gab sich
den Streicheleinheiten hin und merkte, wie er langsam schläfrig wurde.
Mit den Fingern fuhr er über Jorans Brust, versuchte die Schmerzen
seines Körpers und das Hämmern in seinem Kopf zu ignorieren und atmete
regelmäßig ein und aus. Mit leiser Stimme erzählte Joran von Trollen, tapferen Elfen und geheimnisvollen Menschen, von den Geistern des Windes, des Wassers und des Mondes, ließ schaurige Dämonen und gute Feen vor ihrer beider geistigen Auge entstehen. Er fühlte die streichelnden Finger auf seiner Brust und hoffte, dass Sturmwind nicht zu sehr das Pochen seines Herzen spürte, das in unendlicher Liebe für den jungen Dschungelelfen schlug. Nur zu gern hätte er ihm die Schmerzen abgenommen, wenn er gekonnt hätte. Doch so konnte er nur hoffen, dass sein Trank schnell Wirkung zeigte und Sturmwind von seinen Qualen befreite. Langsam wurde der Körper in seinen Armen schlaff und bald darauf war Sturmwind auch schon eingeschlafen. Liebevoll strich ihm Joran noch einmal über die Wangen, hauchte einen Kuss auf seine Stirn und genehmigte sich auch noch eine Handvoll Schlaf. |