Am Waldsee Teil 39 Schmerzen zuckten durch Sturmwinds Arm. Stöhnend schlug er die Augen auf und sah neben sich. Joran schlief anscheinend noch tief und fest und so blieb er ruhig liegen. Das Hämmern in seinem Kopf war gewichen, nur ein dumpfer Druck war übrig geblieben. Zärtlich strich er über Jorans Haut und hing seinen Gedanken nach.Er war unvorsichtig gewesen und nun musste er die Konsequenzen tragen. Ein gebrochener Arm, Gehirnerschütterung, Prellungen und blaue Flecke am ganzen Körper. Sicherlich bot er nicht gerade einen schönen Anblick. Knurrend drehte sich Joran auf die Seite, zog das große Gelbstreifen-Fell dicht um sich und schlief leise schnarchend weiter.
Plötzlich wurde Sturmwind des
Felles beraubt. Mit der Hand des gesunden Armes versuchte er sich sein
Stück des Felles zurückzuerobern, scheiterte aber dabei.
**Was?? Welches Fell?**, sendete Joran schlaftrunken und mühte seine Augen auf. **Das, was du mir gerade weggezogen hast. Zur Strafe musst du mich jetzt wieder aufwärmen.** Verträumt zeichnete Sturmwind Kreise auf Jorans Rücken. Murrend drehte sich Joran zu Sturmwind um. **Wenn ich so könnte, wie ich wollte, dann würde ich dich ganz bestimmt ordentlich aufwärmen, mein eiskalter Schneestern. Aber so bleibt mir ja nur ein schüchternes Ankuscheln übrig.** Er zog Sturmwind vorsichtig in seine Arme, breitete das Fell wieder über sie beide aus und hauchte dem Jungen einen schnellen Kuss auf die Lippen. "Werde mir bloß schnell wieder gesund. Ich habe jetzt schon Entzugserscheinungen", murmelte Joran leise an Sturmwinds Ohr.
"Nicht alles an meinem Körper
hat was abbekommen", murmelte Sturmwind. "Etwas ist heil
geblieben und ich hätte nichts dagegen, wenn du dich darum kümmerst
und mal schaust, ob wirklich alles in Ordnung ist." Grinsend strich
er Joran durchs Haar. "Und heiß wird mir dabei ganz
bestimmt."
"Du bist ja noch schlimmer als ich", grinste Joran, beugte sich vorsichtig über Sturmwind und küsste ihn mit heißem Verlangen. Seine Hand glitt langsam und sanft über die Brust zum Bauch. "Ich weiß, dass du einiges an Schmerzen einstecken kannst, aber bitte, sag sofort was, wenn ich zu weit gehe, ja?" Eindringlich sah er ihm in die Augen. "Ich werd dich einfach beißen, wenn du mir wehtust", hauchte Sturmwind und fuhr mit den Fingern Jorans Hals nach, ehe er den Kopf ein Stück anhob, um den blonden Elf noch einmal zu küssen. "Wenn du das tust, dann verpasse ich dir einen Maulkorb", grinste Joran und drückte Sturmwind mit dem Kuss wieder auf das Fell runter. Seine Hand war mittlerweile an den Knoten des Lendenschurz angekommen und mühte sich damit ab. "Das du das Ding immer noch anziehst, verstehe ich nicht", nuschelte er an Sturmwinds Hals und ließ seine Lippen über die weiche Haut gleiten. "Es verlängert das Vorspiel", seufzte Sturmwind, dessen Herz schon heftig schlug. "Ohne den Lendenschurz fühl ich mich eben einfach unwohl. Und du kannst nicht sagen, dass es dir nicht gefällt, wenn ich ihn trage." "Schon, aber es dauert immer so lange, bis ich dich ausgepackt haben." Joran musste grinsen. "So, so, es verlängert das Vorspiel? Willst du damit sagen, ich bin dir immer zu schnell?" "Nein, das wollte ich damit nicht sagen, aber ich genieß deine Finger nun einmal gern etwas länger auf meiner Haut." Vorsichtig zog sich Sturmwind ein Fell unter den Kopf, damit er besser zu Joran schauen konnte. Er sah einfach gern dabei zu, wie sich Jorans Lippen und Hände auf seiner Haut bewegten. "Dann werde ich das wohl mal ausgiebig tun." Joran richtete sich auf, so dass er beide Hände frei hatte und strich vorsichtig in kleinen Kreisen und mit langsamen Bewegungen über Sturmwinds Brust und Bauch. Zwischendurch küsste er immer wieder die Stellen, die er eben noch mit den Fingern berührt hatte.
Wohlige Schauer rannen durch
Sturmwinds Körper, als Jorans Finger über seine Brust strichen. Ein
leises Seufzen entrang sich seiner Kehle, als Jorans Lippen seinen Bauch
berührten. Am liebsten hätte er sich jetzt aufgerichtet, damit er
Joran berühren konnte, doch die Blessuren ließen das kaum zu, außerdem
würde er sich nur selber wehtun, wenn er seinen gebrochenen Arm im
Eifer des Gefechts benutzen wollte und so blieb er still liegen. "Ich habe dir gesagt, mehr als keusche Küsse sind nicht drin, Schneestern. Dein Kopf ist noch nicht wieder gesund genug für mehr." Joran beugte sich vor und küsste ihn leidenschaftlich. Seine Zunge forderte Sturmwinds Zunge zu einem wilden Gefecht heraus. Gierig erwiderte Sturmwind den Kuss. Er ließ sich ganz auf den Kampf ihrer Zungen ein und löste sich dann atemlos. "Willst du mich jetzt wirklich so hier liegen lassen?", fragte er, sich seiner Erregung vollkommen bewusst. Joran strich Sturmwind mit den Fingern sachte über Stirn und Wangen. "Es ist besser für deinen Kopf, Sturmwind", sagte er leise. "Wenn wir beide uns die nächsten fünf Tage Enthaltsamkeit auferlegen und wirklich nicht mehr machen als küssen und schmusen, dann ist dein Kopf schnell wieder fit. Ich habe wirklich Angst, dass sonst noch irgendwas passiert." Er küsste Sturmwind wie um Entschuldigung heischend und sah in traurig an. Sturmwind atmete ganz tief durch, versuchte das Pochen in seiner Männlichkeit zu ignorieren und schloss die Augen. "Was hat mein Kopf damit zu tun?", fragte er leise. "Den sollst du doch auch gar nicht befriedigen. Ich kann doch auch nichts dafür, dass mein Körper gerade jetzt nach Erlösung schreit." Joran verdrehte die Augen. "Sturmwind!", sagte er ernst und ohne jedes Lächeln. "Wenn ich dich jetzt zum Höhepunkt treibe, dann wird nicht nur dein Herzschlag enorm beschleunigt, sondern auch dein Blutdruck steigt und das nicht nur in deiner Männlichkeit, sondern im ganzen Körper. Und für deinen angeschlagenen Kopf ist das zur Zeit absolut Gift! Du musst dich die nächste Zeit wirklich mit schmusen und küssen begnügen." Joran richtete sich auf um zu verdeutlichen, dass er tatsächlich an seinen Worten festhalten wollte. "Wenn du Kalils Meditation beherrschen würdest, würde es dir leichter fallen", murmelte er mehr für sich, als dass es an Sturmwind gerichtet war. "Ist ja gut..." Sturmwind rollte sich auf die Seite, zog das Fell über sich. Er sah Joran nicht noch mal an und gab sich geschlagen. Er hätte sich jetzt zwar viel lieber an den blonden Elf gekuschelt, als allein liegen zu bleiben, doch der Nordland-Elf schien ein Aufstehen tatsächlich vorzuziehen. Betrübt schaute er auf den sich einrollenden Dschungelelfen. "Ich will doch nur dein Bestes, Sturmwind." Sanft streichelte er die braune Schulter. Dann stand er auf, entfachte das Feuer erneut und bereitete das Frühstück zu. Als er mit einem Becher heißen Tee und einigen Früchten zum Schlaflager zurück kam, schien Sturmwind wieder zu schlafen. Joran stellte Schale und Becher neben die Felle und kroch dann hinter Sturmwind unter das Schlaffell. "Bist du mir jetzt böse, Schneesternchen?" Bekümmert streichelte er ihm über die Schultern und den Rücken. "Was?", nuschelte Sturmwind schlaftrunken und drehte sich leicht, damit er Joran anschauen konnte. "Ich wollte wissen, ob du mir jetzt böse bist? Kann ich dich mit einem heißen Kuss entschädigen?" "Ich bin dir nicht böse, Joran!", seufzte Sturmwind und fuhr fort: "Küss mich lieber nicht, sonst bekomm ich gleich wieder Lust." Er zog das Fell enger um sich und suchte mit den Augen nach seiner Kleidung. Joran musste ihn ausgezogen und unter das Fell gesteckt haben. Er jedenfalls hatte von alldem nichts mitbekommen. Trotz dieser Worte hauchte er ihm einen Kuss auf die Stirn. "Komm, iss ein bisschen was und dann trink den Tee, den ich dir gekocht haben, dann geht es deinem Kopf bald besser." Er sah Sturmwinds suchenden Blick und hielt ihm stumm die Hose hin. "Soll ich dir helfen?", fragte er. "Ich schaff das alleine", murmelte Sturmwind. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass Joran ihm jetzt beim Anziehen helfen wollte. Dabei würde er ihn nur berühren und das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen, nicht so lange in ihm noch alles nach Joran schrie. Er schob das Fell zur Seite und nahm stumm die Hose an sich. Fest hielt er sie am Bund fest, fuhr mit einem Bein hinein und dann mit dem anderen. Er hob sein Becken an und schaffte es tatsächlich die Hose über die Hüften zu ziehen, doch nun stand er vor einem Problem. Allein bekam er die Verschlüsse nicht zu. Er ließ sich seine Unsicherheit nicht anmerken und mühte sich weiter. Grinsend beobachtete Joran Sturmwinds Bemühungen aus dem Augenwinkel. Sollte er ihm einfach wortlos helfen oder sollte er ihn sich weiter abmühen lassen. Seinem Ego würde es gut tun, wenn er es selber schaffen würde, aber Joran konnte es einfach nicht mit ansehen und so ging er zum Schlaflager, kniete sich neben Sturmwind und schloss ihm wortlos die Hose. Dann setze er sich hinter ihn, damit sich Sturmwind anlehnen konnte und hielt ihm die Schale mit den Früchten unter die Nase. "Wenn du brav den ganzen Tag liegen bleibst, dann könnte ich mich heute Abend vielleicht zu einem bisschen mehr als einem Kuss hinreißen lassen."
Sturmwind ignorierte Joran, lehnte
sich nicht gegen ihn und blieb einfach sitzen. Wortlos griff er nach den
Früchten und aß. "Heh, Sturmwind, wo willst du hin?" Als er die Frage ausgesprochen hatte, hätte er sich selber ohrfeigen können. /Na, Flinkzunge, wo will er wohl hin, nach einer Nacht Schlaf und einer großen Schale von deiner Wundermedizin?/, fragte der kleine rote Teufelself hämisch grinsend in seinem Hirn. Sollte er hinterher gehen und ihm schon wieder helfen? Nein, entschied Joran, die Schleifen der Seitenschnürung seiner Hose würde er auch alleine aufbekommen. Also blieb er sitzen und wartete.
"Ich muss mal", knurrte
der junge Elf. Hinter einem Baum blieb er stehen, zerrte die Bänder
wieder auf und erleichterte sich. Mit einer Hand hielt er die Hose an
seiner Hüfte fest und kehrte zurück. Brummend kroch er unter das Fell.
Er würde Joran sicherlich nicht bitten und so lange er lag, war es ja
eh egal, ob seine Hose offen war oder nicht. Mit den Augen verfolgte er, wie Sturmwind sich wieder unter das Fell legte und schmollte. /Junge, weißt du eigentlich, wie begehrenswert du jetzt aussiehst?/ Laut sagte er: "Wenn du so weiter schmollst, dann werde ich noch vor dem Abend schwach und vernasch dich auf der Stelle, denn mit deinem Schmollmund siehst du einfach zum Anbeißen aus." Um der Versuchung zu entgehen, zog sich Joran endlich an, schulterte seinen Bogen. Sein Blick ruhte auf Sturmwind. "Ich geh mal gucken, was mir denn so fürs Abendmahl vor den Bogen läuft. Wollen mal hoffen, dass es hier keine größeren Raubtiere gibt. Neben den Fellen liegt dein Dolch und ich werde auch in der Nähe bleiben. Wenn also was ist, kannst du jederzeit nach mir senden." Damit drehte er sich um und verschwand im Unterholz.
"Ich schmolle nicht",
verteidigte sich der junge Elf sofort. Alles was er war, war auf sich
selber böse und auf sein selten dämliches Verhalten. Er stopfte sich
eines der Felle ordentlich unter den Kopf. Er lief eine kurze Strecke und als er sich sicher war, dass Sturmwind ihn nicht mehr sehen konnte, blieb er heftig atmend stehen. Joran schloss die Augen und konzentrierte sich auf Kalils Meditation um seine eigene Erregung unter Kontrolle zu bekommen. Viel hätte auch diesmal nicht gefehlt und sein mühsam errichteter Wall an Beherrschung wäre zusammengebrochen wie ein Stöckerzaun bei Frühlingshochwasser. Zischend ließ er die Luft aus seinen Lungen entweichen und stützte sich mit hängendem Kopf an einem Baum ab. /Oh Flinkzunge, krieg mal deine Triebe wieder unter Kontrolle!/, herrschte er sich selber an. /Es kann doch wohl nicht angehen, dass du den Jungen bei jeder Gelegenheit in die Felle zerren willst. Selbst jetzt, wo er verletzt ist./ "Aber er hat es doch selber so gewollt", verteidigte der kleine rote Elf in seinem Hirn sein Handeln. "Er war noch verwirrt von dem Sturz und wer weiß, was Joran ihm da noch in den Tee getan hat", protestierte der weiße Elf. "Joran hat ihm gar nichts in den Tee getan und ein Schlag auf den Kopf hat auch noch niemanden wirklich geschadet. Der Junge ist einfach heiß wie eine läufige Hündin", erwiderte der Rote boshaft grinsend. "Läufige Hündin?", empörte sich der Weiße. "Und was ist Joran dann? Der ist doch geil wie eine ganze Herde rossiger Stuten." Schwanenflügel flatterte aufgeregt mit in die Hüften gestemmten Händen vor dem Bocksbeinigen auf und ab. "Heh, seit wann kennst du denn solche schlimmen Wörter?", grinste das Teufelchen. Prompt wurde Engelchen rot und stotterte: "Ähm.... also.... ich kenne..... ich meine...." Weiter kam er nicht, denn der Teufelself hatte ihn mal wieder umgerissen und begrub seinen Protest unter einem Berg von wilden Küssen. Mit einer unwirschen Handbewegung vertrieb Joran diese Gedanken und machte sich auf die Suche nach jagdbarem Wild. Bald hatte er die Spur einer Bergziege entdeckt und sich an deren Verfolgung gemacht.
Langsam versiegten die Tränen.
Sturmwind strich sich mit der flachen Hand über die Wangen und
entfernte somit die salzigen Spuren. Er versuchte sich zu einer Kugel zu
rollen, gab es aber schnell wieder auf, da ein Schmerz durch seinen Rücken
jagte.
Immer höher ins Gebirge folgte Joran der Spur bis er das Tier hinter einer Spitzkehre plötzlich vor sich sah. Langsam, ohne eine hektische Bewegung, zog er einen Pfeil aus seinem Köcher, legte an und zielte sehr sorgfältig, denn er wusste, dass er keine zweite Chance haben würde. Der Schuss traf und die Ziege brach tot zusammen. Joran dankte stumm den Hohen für dieses Jagdglück und machte sich mit seiner Beute auf den Rückweg. /Aus dem Fell kann ich Sturmwind noch ein warmes Hemd oder eine warme Hose machen/, freute sich der Nordland-Elf. Auch konnten sie eine Weile von dem Fleisch leben, so dass er sich intensiv um Sturmwind kümmern konnte, ohne gleich wieder auf Jagd gehen zu müssen. Unruhig drehte Sturmwind sich auf den Rücken und wieder auf die Seite. Joran war für seinen Geschmack schon zu lange weg. Vorsichtig setzte der junge Elf sich auf und starrte in die Richtung, in der Joran verschwunden war. Gut gelaunt, weil die Jagd so erfolgreich gewesen war, kehrte Joran ins Lager zurück. Sturmwind saß auf dem Schlaffell und sah ihm ungeduldig entgegen. Der Blick des Nordland-Elfen verdüsterte sich. "Leg dich sofort wieder hin, Sturmwind, sonst wird dein Kopf nie gesund", blaffte er. Deutlich war seine Sorge zu hören. Mit einer unwirschen Bewegung ließ er die Bergziege von seinen Schultern gleiten und stürmte auf den Jungen zu, ging vor ihm auf alle viere und drückte Sturmwind an den Schultern vorsichtig wieder zurück auf das Fell. Dabei funkelten seine Augen, zum Teil aus Wut, weil Sturmwind so leichtsinnig war, zum Teil aus Sorge um ihn. Sturmwind knurrte. Er war doch kein kleines Kind mehr. "Lass mich!", brummte er und drückte sich wieder hoch. Das Joran ihn nun auch noch bevormundete passte ihm gar nicht. Langsam wurde Joran wirklich ernsthaft wütend. "Du bleibst liegen, habe ich gesagt!!!", donnerte er und drückte Sturmwind vehement zurück.
Sturmwind fuhr hoch, funkelte Joran
an und schrie: "Du hast mir nicht vorzuschreiben, was ich zu tun
habe." Wütend stapfte er davon, bis er von den Bäumen geschluckt
wurde. Krampfhaft hielt er beim Gehen seine Hose fest und dann ließ er
sich an einem Baumstumpf hinabrutschen. Er zog die Knie an und legte die
Stirn darauf ab. "Unvernünftiges, sturköpfiges Kind!", rief ihm Joran nach und stand wütend auf. Er hatte nicht vor, dem Dschungelelf zu folgen. Sollte er doch sehen, was er sich damit einhandelte, wenn er nicht liegen blieb und seinen Kopf auskurierte. Immer noch leise vor sich hinfluchend, machte er sich daran, die Ziege abzuhäuten und zu zerteilen. Er war damit eine ganze Zeit beschäftigt. Sturmwind bebte. Er fühlte sich leer und allein. Wieso musste er auch von diesem verdammten Felsen stürzen? Wieso hatte er sich nicht richtig festhalten können? Warum war er unachtsam gewesen? Er begriff das alles nicht. Als Kind war kein Baum vor ihm sicher gewesen und hier versagte er einfach. Brummend schüttelte er den Kopf. Er hatte einfach versagt und nun schmerzte sein Leib und Joran fuhr ihn an, nur weil er gesessen hatte. Sicherlich machte der Nordland-Elf sich Sorgen um ihn, aber er konnte doch sehr gut für sich allein entscheiden, was er sich zutrauen konnte. Endlich war er mit der Ziege fertig, wusch sich kurz die Hände in dem nahegelegenen Bach und kehrte ins Lager zurück. Suchend sah er sich um, doch Sturmwind war immer noch nicht zurück. Langsam begann Joran sich wirklich Sorgen zu machen. Vielleicht saß er nur irgendwo und schmollte, aber genauso gut konnte ihm etwas passiert sein. Er hatte keine Waffe dabei, war gehandicapt durch den gebrochenen Arm und außerdem hatte er sicherlich mit seiner offenen Hose zu kämpfen. Womöglich lag er aber auch irgendwo bewusstlos oder war von einem wilden Tier angefallen worden, denn er war ja zur Zeit ein leichte Beute. **Schneestern, wo bist du?**, sendete er verzweifelt. Sturmwind zuckte leicht unter Jorans Senden zusammen. Er spürte die Sorge, wusste aber nicht, was er nun tun sollte. Wenn er jetzt antwortete, dann verriet er seine Position und das wollte er nicht. Er hatte Joran angeschrieen und das tat ihm leid. Er wollte ihn nicht sehen, sich nicht entschuldigen. Er wollte einfach allein sein und mit seinem Schicksal hadern. Jorans Sorge wuchs, besonders da er keine Antwort erhielt. Noch einmal versuchte er es mit Senden. **Schneestern, bitte, wo bist du? Ich habe Angst um dich. Bitte antworte!** **Mir geht's gut**, antwortete Sturmwind schnell und verschloss sich wieder. Wieso konnte Joran ihn nicht einfach in Ruhe und ihn das tun lassen, was er wollte. Er hatte sich ja nicht die Beine gebrochen, sondern nur einen Arm. Diese Antwort ließ die Wut über Sturmwinds Unvernunft wieder in Joran aufsteigen. Erbost machte er sich auf um den Jungen zu suchen.
Tief Luft holend lehnte Sturmwind
den Kopf gegen den Baumstamm und schaute zur Krone hinauf.
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