Am Waldsee

Teil 42

"Ja, von ihm..." Sturmwinds Stimme war hart. Er fühlte sich nicht gerade wohl in seiner Haut. Joran tat so, als wäre nichts dabei, doch zeigte es nicht, dass er Kalil noch liebte?

"Du bist eifersüchtig, wie nett", grinste Joran, zeigte es ihm doch, wie sehr Sturmwind ihn liebte.

"Auf deinen Hohn kann ich gut verzichten. Du weißt, dass ich eifersüchtig bin", knurrte Sturmwind und legte sich wieder hin. "Du träumst von ihm, also liebst du ihn doch noch, sonst hättest du ja nicht mit ihm kuscheln wollen." Wie von selbst bildeten seine Finger eine Faust. "Wie ernst ist es dir, wenn du sagst, dass du mich liebst? Oder belügst du mich und sogar dich selber?"

Joran wurde nun sehr ernst und blickte Sturmwind mit einer Mischung aus Trauer und Verstehen an.

**Du weißt, dass Gedanken nicht lügen und im Senden immer die Wahrheit ist, Sturmwind. Ich liebe dich wie mein eigenes Leben.** Wieder blickte er fest Sturmwind in die wunderschönen, schwarzen Augen. "Ja, ich liebe Kalil immer noch, aber anders als du denkst. Eine Gegenfrage: Wie sehr liebst du deine Eltern noch?"

Sturmwind senkte den Blick. Ja, im Senden lagen keine Lügen. Joran liebte ihn wirklich, aber trotzdem blieb ein ungutes Gefühl. "Wie kannst du die Liebe zu Eltern mit der Liebe zu einem Gefährten vergleichen? Du hast dich mit Kalil vereinigt. Ich mich mit meinen Eltern bestimmt nicht. Ich liebe meine Eltern, ja, aber es gibt kein Verlangen nach ihren Körpern, nur nach ihrem Ich, das ist ein großer Unterschied."

"Ich liebe Kalil wie einen Vater, auch wenn ich mit ihm die Felle geteilt habe. Er war mir mehr Vater als mein leiblicher Vater", sagte Joran leise und sehr ernst. "Obendrein hast du gar keinen Grund auf einen Menschen eifersüchtig zu sein."

"EIN MENSCH?" Sturmwind riss die Augen auf und sah Joran ungläubig an. "Kalil war ein Mensch?" Sturmwind glaubte sich verhört zu haben. Joran war mit einem Menschen zusammengewesen? Plötzlich wirbelten seine Gedanken durcheinander. Er war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass Kalil ein Elf gewesen war.

"Ja, Kalil ist ein Mensch. Was ist daran so ungewöhnlich? Immerhin hat er mich vor dem sicheren Tod bewahrt. Da fragt man nicht ob Mensch oder Elf."

"Aber die Menschen..." Sturmwind verstummte. Das neue Wissen über Jorans Vergangenheit machte ihn unsicher. Was sollte er darauf erwidern? Wie sollte er damit umgehen? Da er das einfach nicht wusste, überging er es einfach und kam auf den Grund ihrer Unterhaltung zurück: "Bitte sei ehrlich zu mir! Wie oft wünschst du dir, du könntest wieder mit Kalil..." Es fiel ihm auf einmal unsagbar schwer, den Namen auszusprechen, nun, da er wusste, dass es sich um einen Menschen handelte. "... das Schlaflager teilen?"

Sturmwinds Unsicherheit machte ihn schon fast wieder wütend. **Es gibt nur ein Wesen, egal ob Mensch oder Elf, mit dem ich die Felle teilen möchte und das bist du.** Wenn Sturmwind seinen Worten nicht glauben wollte, dann vielleicht seinen Gedanken.

"Joran, du träumst doch nicht umsonst davon. Du magst das vielleicht denken, aber was ist mit deinem Unterbewusstsein, der Teil, der auch mich Glauben macht, dass meine Eltern in Wirklichkeit noch leben?" Sturmwind setzte sich nun doch wieder auf.

Er raufte sich die Haare, sprang auf und lief aufgeregt hin und her. "Ich habe kein Verhältnis und keine Liebschaft mit Kalil. Nie gehabt. Wie kann ich dir das nur begreiflich machen. Ich träume einfach von schönen Dingen aus meiner Vergangenheit. Das ist doch nichts ungewöhnliches, oder? Das passiert dir doch auch!" Joran echauffierte sich immer mehr. "Ja, ich habe mit Kalil die Felle geteilt, aber mit dir habe ich sie bestimmt schon öfters geteilt."

Sturmwind schwieg geplättet. Es war wohl besser, wenn er jetzt den Mund hielt, aber eins konnte er sich nicht verkneifen. "Und das soll ich dir glauben können?"

"Glaub es oder lass es", knurrte Joran.

"Als ich dich kennen lernte hast du auch viel von Kalil erzählt und jetzt willst du mir sagen, dass du dich mit mir viel öfter vereint hast, als mit ihm?" Sturmwind zog die Stirn in Falten. In ihm herrschte Chaos. Er würde Joran ja so gern glauben, aber er konnte es einfach nicht. Tief in ihm war die Angst, dass Joran, was Kalil betraf, befangen war und daher nicht wirklich mit der Wahrheit rausrücken wollte. Immerhin war da auch noch der Punkt, dass Joran sich zwar mit ihm vereinigte, er es aber nicht mit dem blonden Elfen tun durfte.

"Soll ich dir jedes einzelne Mal mit Kalil zeigen, damit du mir glaubst?", fragte Joran. Dann verband er seinen Geist mit dem von Sturmwind und ließ Bilder in ihrer beider Geist entstehen, die zeigten, wie sich Kalil das erste Mal mit Joran vereint hatte. Er ließ Sturmwind auch an den Gefühlen, die er damals und auch heute noch beim Erleben dieser Bilder empfand, teilhaben. Gefühle, die dem jungen Dschungelelfen zeigten, dass da zwar auch Liebe war, die aber so ganz anders geartet war als die zwischen ihnen beiden. Traurig löste Joran die Gedankenverbindung wieder und wendete sich von Sturmwind ab. "Vielleicht glaubst du mir jetzt", murmelte er.

Verzweifelt kämpfte Sturmwind gegen die Bilder an. Er wollte sie nicht sehen. Es tat ihm weh, zu sehen, wie Kalil sich mit Joran vereinigte und noch mehr schmerzte es ihn, da Kalil etwas tun durfte, was ihm nicht erlaubt wurde. **Joran!**, sendete er, um den Nordlandelf von seinem Senden abzuhalten. "Lass es, bitte!"
Der junge Elf konnte nicht mehr ruhig auf den Fellen hocken bleiben. Er erhob sich, ging ein Stück und lief auf und ab. "Du hast noch so viele Geheimnisse. Ich möchte dich verstehen und endlich mehr erfahren, doch bei einigen Erlebnissen in deiner Vergangenheit hältst du dich bedeckt. Wie soll ich..." Er schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, egal was er sagte, es würde nur zu weiterem Streit führen und so sagte er: "Vergiss einfach, was ich sagte."

Der Nordland-Elf fing den aufgeregt hin- und herlaufenden Elfen ein, zog ihn sachte an seinen Körper um ihm beruhigend und vorsichtig über den Rücken zu streicheln. "Nein, ich vergesse nicht, was du gesagt hast. Frag mich, was du wissen willst. Aber erwarte nicht von mir, dass ich mein ganzes Leben wie einen Krug vor dir ausschütte. Einige Dinge gehen nur mich etwas an." Nein, einiges würde er ihm bestimmt nicht erzählen, oder höchstens sehr viel später.

Zitternd ergab sich Sturmwind den Armen, die ihn gefangen hielten. "Du hast mir bis jetzt nichts darüber erzählt und mir, als ich dich schon einmal fragte, keine Antwort gegeben, das wirst du auch jetzt nicht tun." Er sah Joran an. "Ich liebe dich, Joran und ich möchte keine Fehler machen, die uns auseinander treiben, aber..." Tränen stiegen in dem jungen Elf auf. "Dir hat jemand wehgetan. Ich weiß nicht, ob du gezwungen worden bist. Ich möchte endlich eine Antwort auf die Frage, die mich seit langem verfolgt, über die ich mir den Kopf zerbreche. War es Kalil oder war es Ringg?"
Sturmwind schloss die Augen und trat einen Schritt zurück. Wieder hatte er das Thema angesprochen und er wusste nicht, wie Joran reagieren würde. Schon lange ging es nicht mehr um seine Unsicherheit, was Jorans Liebe für ihn betraf, denn das Joran ihn liebte, das wusste er, auch wenn er sich immer wieder einmal unsicher wurde, was aber auch daran liegen konnte, dass Sturmwind zum ersten Mal verliebt war und immer noch alles neu war.

Mit gerunzelter Stirn hörte er Sturmwind zu, dann nahm er ihn schwungvoll auf den Arm und trug ihn zum Schlaffell zurück. Behutsam setzte er ihn ab, setzte sich im Schneidersitz hin und zog Sturmwind vorsichtig in die Kuhle zwischen seinen Beinen und an seine Brust. Ganz leicht strich er ihm über die Brust, legte sein Kinn auf Sturmwinds gesunde Schulter und sagte leise: "Ja, mir hat jemand sehr weh getan, jedoch weder Kalil noch Ringg. Aber wer das war, kann ich dir nicht erzählen – noch nicht. Vielleicht einmal später. Bitte lass mir dieses Geheimnis, versuche es nicht zu ergründen. Es hat nichts mit der Vereinigung zu tun und wird auch nicht zwischen uns stehen." Er haucht Sturmwind einen Kuss auf die Wange, dann drehte er ihn so, dass er ihm in die Augen sehen konnte. **Ich kann dir nur immer wieder sagen, dass ich dich unendlich liebe und dich um nichts auf der Welt hergeben möchte.**
"Und jetzt muss du dich wieder hinlegen, denn du bist noch lange nicht gesund. Außerdem möchte ich mir deine Wunde noch mal ansehen." Er küsste ihn vorsichtig, einer Frage gleich, auf die Lippen.

Jorans Nähe, seine Wärme, sein Körper, das alles war das, was Sturmwind wollte. Er nickte auf Jorans Worte und nahm sich einmal wieder vor, keine Fragen zu stellen, doch wie lange dieser Vorsatz halten würde, wusste er selbst nicht zu sagen.
Der junge Elf schloss die Augen, als Joran plötzlich ins Senden wechselte. Es ging ihm so tief unter die Haut und er wusste, dass er Joran mit seinem Unglauben unrecht getan hatte. **Es tut mir wirklich leid. Ich hätte dir glauben sollen.**
Sacht erwiderte er Jorans Kuss, lehnte sich näher an ihn und genoss kurz den Moment, ehe er sich hinlegte und Joran seinen Rücken präsentierte. "Ich weiß nicht was mit mir los ist", murmelte er. "Ich habe Probleme mit meiner Situation. Ich komme nicht klar damit und ich habe es an dir ausgelassen."

"Mach dir deshalb keine Vorwürfe. Ich hätte vielleicht nicht gleich so aufbrausend reagieren sollen." Joran entfernte den Verband und fand die Wunde nicht mehr rot vor. Der Breitwegerich-Brei hatte die Entzündung aus der Abschürfung gezogen und sie war bereits im Begriff zu verheilen. Der Nordland-Elf spülte den Blätterbrei mit neuem Schachtelhalm-Sud aus und verband Sturmwind neu. Als er Wasser erwärmt hatte, stellte er es Sturmwind in einer Schüssel hin, legte ein Tuch daneben und fragte: "Soll ich dir beim Waschen helfen?"

Erst musste Joran ihm beim Wasserlassen behilflich sein und nun? Sturmwinds Blick huschte hin und her. Er fand keinen Fixpunkt und gab es bald auf. Er rang mit sich selbst. Er würde es allein nie schaffen sich gründlich zu reinigen, aber konnte er schon wieder auf Jorans Hilfe zurückgreifen?
Kurz schloss Sturmwind die Augen, holte tief Luft und legte den Kopf in den Nacken, ehe er auf die Schüssel sah und sich leise räusperte. "Ich könnte schon irgendwie Hilfe gebrauchen. Mit einer Hand macht sich das so schwer, aber ich kann nicht behaupten das es mir gefallen würde. Ich bin zur Zeit so abhängig von dir..."

"Wenn du wieder gesund bist, kannst du dich ja an mir rächen", grinste Joran, küsste ihn kurz und begann, ihm den Rücken zu waschen. Als er alles gewaschen hatte, wo Sturmwind nicht allein rankam, stellte er die Schüssel vor ihn hin und sagte: "Den Rest schaffst du wohl allein. Wo ist denn dein Kamm? Ich möchte dir die Haare kämmen."

Sturmwind genoss die warmen Hände auf seinem Rücken und schloss die Augen. Ab und zu holte er mal zischend Luft, immer dann, wenn Joran eine Stelle berührte, die entwerden blau war oder von Schorf bedeckt.
"Ich habe eine Bürste, die muss irgendwo in meinem Bündel stecken." Sturmwind atmete nun doch etwas erleichtert auf, als Joran ihm die Schüssel und den Lappen gab. Es war wirklich schwierig mit nur einer Hand, doch dann hatte er sich die Brust und den Bauch gesäubert. Mit den Augen suchte er nach Joran, ehe er sich seiner empfindlichsten Stelle widmete und das tat er nur so lange, wie Joran noch in seinem Bündel kramte.

Aus dem Augenwinkel sah Joran, wie Sturmwind zu ihm rüberschielte und sich dann seinem besten Stück widmete. Schnell richtete er seinen Blick wieder auf Sturmwinds Sachen, damit er sein breites Grinsen verstecken konnte, aber er konnte ihn sehr gut verstehen. Ihn würde es wahrscheinlich auch tierisch nerven, wenn er so von Sturmwind abhängig wäre. Endlich hatte er gefunden, was er suchte, stand besonders umständlich und geräuschvoll auf und setzte sich dann hinter Sturmwind. Langsam begann er, Strähne für Strähne, das schwarze Haar zu kämmen. Dann begann er langsam, zu erst stockend, zu erzählen.

"Als ich mit 16 Sommern bemerkte, dass ich kein Interesse an Mädchen habe, begann eigentlich meine Geschichte. Kjeldal, unser Schamane, versuchte sofort, mich davon zu 'heilen', denn er war der Meinung, ich sei krank. Er überzeugte unseren Häuptling auch davon und so beschlossen die beiden - eigentlich beschloss Kjeldal, da unser Häuptling schwach war und Kjeldal das eigentliche Sagen im Dorf hatte – dass ich das Dorf zu verlassen hätte, wenn ich mir nicht eine Gefährtin suchen würde. Aber das konnte ich nicht. Sicher, ich hätte mir einfach ein Mädchen nehmen können, mit ihr zusammen leben und heimlich meiner wahren Liebe leben können. Aber das wäre so verlogen gewesen und dem Mädchen gegenüber nicht fair." Er machte eine kurze Pause und nahm sich eine neue Strähne, die er behutsam von unten beginnend auskämmte.

Als Sturmwind Joran aufstehen hörte, tauchte er den Lappen schnell ins Wasser und begann sich die Oberschenkel zu säubern. Es war ihm so verdammt peinlich und sicherlich war er rot im Gesicht, denn er spürte das Glühen seiner Wangen.
Seine Kopfhaut kribbelte leicht, als Joran begann, ihm die Haare zu bürsten. Aufmerksam lauschte er Joran, wobei er sich weiterhin die Beine wusch. Unauffällig sah er sich um und suchte nach seinem Lendenschurz.
"Wenn du dich für ein Doppelleben entschieden hättest, hättest du auch mit der Elfe die Felle teilen müssen, wenn es nicht zu Fragen kommen sollte. Hättest du das gekonnt?"

"Man kann alles, wenn man muss. Aber ich hätte dabei ein ziemlich mieses Gefühl gehabt." Stumm reichte er Sturmwind seinen Lendenschurz und erzählte weiter.
"Wie gesagt, er stellte mich vor die Alternative: Gefährtin oder gehen. Und ich wählte die zweite Möglichkeit. Bis dahin hatte ich keine Angst. Ich war ja schon oft tage- oder auch wochenlang auf Jagdausflügen gewesen, also sollte diese Wanderschaft nichts besonderes sein. Das Einzige, was ich in meiner jugendlichen Unerfahrenheit nicht bedachte – und das nehme ich Kjeldal heute noch besonders übel – war die Tatsache, dass sich der Sommer bereits dem Ende zugeneigt und der Herbst mit seinen ersten Frösten Einzug gehalten hatte. Ich zog eigentlich recht froh los, froh von diesen verbohrten Ansichten wegzukommen. Ich weinte dem Dorf keine Träne nach, nur der Abschied von meiner Schwester Berihin fiel mir nicht ganz leicht, denn sie war ja meine ganze Familie und auch die Einzige, die mich verstand und so akzeptierte wie ich bin. Manchmal sagte sie, allerdings im Scherz: Heh, Bruder, eigentlich bist zu ziemlich gemein. Du enthältst mir die Freuden einer Tante vor. Sie ist auch der einzige Grund, warum ich noch einmal in das Dorf zurückkehren würde, nur um sie noch mal zu sehen." Er hing einen Moment seinen Gedanken nach.

Sturmwind mühte sich redlich ab, um seinen Lendenschurz anlegen zu können und scheiterte schon wieder. Es konnte ihm nicht gelingen, die Bänder an den Seiten zu verknoten, nicht so lange ihn ein gebrochener Arm daran hinderte.
Im Kopf des jungen Elf wirbelten die Gedanken. Er versuchte sich gerade in Jorans Lage zu versetzen. Eigentlich ähnelten sich ihre Schicksale doch. Sehr jung schon waren sie gezwungen ihren Stamm, ihre Heimat zu verlassen.
"Dann lass uns doch deine Schwester besuchen gehen", bot Sturmwind an. "Es kann ja gut sein, dass wir meinen Bruder gar nicht finden."

"Aber erst suchen wir deinen Bruder. Außerdem möchte ich doch deine Heimat sehen. Die Bilder, die du mir gezeigt hast, haben mich sehr neugierig gemacht." Er küsste ihn schnell auf die Wange, flugs band er wortlos die Bänder an Sturmwinds Lendenschurz zusammen und kämmte dann weiter. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Obwohl sie nun schon so lange zusammen waren und auch sehr oft die Felle teilten, war Sturmwind bei Tage und außerhalb seiner 'Erregung' sehr schüchtern.

"Du wirst von meiner Heimat nicht enttäuscht sein", versprach Sturmwind und zog sich eines der Felle auf den Schoß, nachdem die Feuchte auf seiner Haut getrocknet war. Wieso fror er nur so leicht. Joran hockte doch auch vollkommen nackt hier. Neugierig fragte er: "Was passierte dann, nachdem du deinen Stamm verlassen hattest?" Endlich war Sturmwinds Appetit wieder da und nun nahm er die Schale mit den Früchten an sich. Er aß, um den Hunger zu stillen, aber auch, um wieder zu Kräften zu kommen.

"Ich wanderte immer dem Sonnenstand am Mittag nach und merkte in meiner Unbekümmertheit nicht, dass es immer kälter wurde, die Tage kürzer und die Nächte länger. Es kam wie es kommen musste, eines Nachts war ich kurz davor zu erfrieren. Am nächsten Morgen wachte ich gar nicht auf, wie gesagt, ich wäre diese Nacht fast erfroren. Aber in diesem Moment kam Kalil vorbei, nahm mich mit in seine Höhle und päppelte mich wieder auf. Er verlor nie ein Wort darüber, dass ich ein Elf bin, er nahm mich sozusagen an Kindesstatt an, zeigte mir sehr viel über Kräuter, wie man heilt, wie man kämpft und wie man meditiert. Drei Winter und zwei Sommer lang."

Nachdem Sturmwind die Schüssel leer gefuttert hatte, lehnte er sich zurück gegen Joran. "Du warst drei Jahre bei ihm, warum hast du ihn verlassen?"

"Kalil war der Meinung, er hätte mir alles beigebracht, was er wusste und ich solle nun mein Leben allein leben. Er stattete mich mit allem aus, was ich so brauchte, dann begleitete er mich noch einen Mondwechsel lang auf meiner Wanderung, ehe er zu seiner Höhle zurückkehrte. Das war im Frühjahr des Jahres in dem ich meinen zwanzigsten Sommer erlebte. Seitdem bin ich allein unterwegs, habe in vielen Stämmen gelebt und bin letztendlich immer wieder auf eine Mauer aus Vorurteilen gestoßen, auch wenn man mir zu Anfang versicherte, dass ich dort leben könnte wie ich wollte. Na ja und so habe ich es dann doch vorgezogen, allein zu leben. Bis ich dich traf." Er drehte Sturmwind in seinem Armen um, kämmte ihm die Haare des Ponies aus den Augen und küsste ihn.

Sturmwind erwiderte den Kuss. Er legte seinen gesunden Arm um Joran, um ihm noch näher sein zu können. Sacht lehnte er sich gegen ihn und drückte ihn somit auf den Rücken, dann blieb er einfach auf ihm liegen. "Und Ringg? Denkst du manchmal auch noch an ihn? Ihn hast du doch geliebt."

"Das hast du richtig erkannt. Ich habe ihn geliebt, aber das ist vorbei, er hat mich mindestens genauso enttäuscht, wie Kjeldal." Joran ließ sich nur zu gern von Sturmwind in die Felle drücken. Zu gerne hätte er ihn jetzt gestreichelt, ihn langsam und genussvoll zum Höhepunkt getrieben und sich an seinen kleinen, lustvollen Japsern und Stöhnern berauscht. Aber er verbot es sich, denn Sturmwinds Fieber war zwar rapide gesunken, aber ganz fieberfrei war er immer noch nicht. /Lieber noch einige Tage warten und dann mit gutem Gewissen/, überlegte er.

Mit klopfendem Herzen lag Sturmwind auf Joran und nickte. "Ich hoffe, dass ich dich niemals enttäuschen werde."
Er spürte die Haut Jorans an seinem Körper, roch den Duft, den er nun schon so gut kannte und es blieb nicht ganz ohne Folgen. Er unterdrückte ein Stöhnen, als sein Körper zum Leben erwachte.

Joran biss sich auf die Lippe, denn sein Körper reagierte auf Sturmwinds Nähe. /Oh ihr Geister, warum kann ich mich in seiner Gegenwart nicht so beherrschen wie bei Kalil?/
"Welchen Zauber legst du immer über mich, dass ich dir nur so schwer widerstehen kann?", fragte er leise und ließ seine Hand vorsichtig über Sturmwinds Rücken streichen.

"Das könnte ich dich auch fragen", schnurrte Sturmwind, die Hand auf seinen Rücken genießend. Er spürte sehr wohl, dass Joran genauso erregt war wie er. Es kostete ihn unwahrscheinlich viel Kraft und Selbstbeherrschung, nicht einfach die Lippen auf Jorans Schulter zu drücken.

Sturmwind zu einem Kuss zu sich ziehend ergab er sich einfach seinen Gefühlen. Wenn er sich dagegen wehrte, würde es unweigerlich wieder zu einem Streit kommen und, wenn er ehrlich zu sich war, dann wollte er es genauso sehr wie Sturmwind. /Außerdem ist er ja schon ziemlich gesund wieder/, versuchte er sich seinem Gewissen gegenüber zu rechtfertigen.

"Joran", entrutschte es Sturmwind, als dieser ihn höher zog. Er entzog sich einfach den Lippen, die sich auf seine legten. "Tu es nicht, wenn du dann gleich wieder aufstehst!" Die Stimme des jungen Elf zitterte leicht.

"Ich habe nicht vor, wieder aufzustehen. Ich ergebe mich dir, mein Bezwinger", keuchte Joran leise und versuchte, Sturmwind einen weitern Kuss zu stehlen.

Zweifelnd schaute Sturmwind in Jorans Augen. Meinte er das jetzt wirklich ernst? Der junge Elf entschied, dass es jetzt auch egal war. Er sehnte sich nach den Berührungen und so suchte er Jorans Lippen. Er küsste ihn erst sanft, dann langsam stürmischer.

Keuchend beendete Joran den Kuss. "Langsam, Sturmwind, du musst nicht gleich wieder deinem Namen alle Ehre machen. Lass es uns langsam angehen, immerhin bist du noch nicht ganz gesund." Dann verlegter er sich aufs Senden, denn seine Lippen fingen die von Sturmwind wieder ein. **Und wenn ich nicht so absolut süchtig nach dir wäre, würde ich es dir wieder verbieten. Aber mein Körper ist da anderer Meinung, er hat die stärkeren Argumente.** Vorsichtig hob er sein Becken, um Sturmwind zu zeigen, was er meinte.

**Ich küss dich doch nur**, antwortete Sturmwind und stöhnte in Jorans Mund, als dieser ihn seine Erregung, die seiner in nichts nachstand, richtig spüren ließ. **Viel mehr werde ich so nicht tun können. Ich kann mich doch gar nicht abstützen.**

"Hm, dann bist du mir ja hilflos ausgeliefert", grinste Joran. "Bleib einfach liegen", flüsterte er ihm ins Ohr und begann, sich langsam gegen ihn zu bewegen.

Sturmwind konnte nicht einfach ruhig bleiben, schon bald bewegte er sich gegen Joran, doch etwas störte ihn gewaltig. Mit dem gesunden Arm war es ihm kein Problem die Schnüre seines Lendenschurz zu öffnen. "Ich will dich spüren", erklärte er, vor Verlangen bebend. Mit einem Ruck zog er das störende Leder unter sich hervor.

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