Am Waldsee Teil 53 Aro erschauerte unter dem Ansturm der Gefühle. Von Joran empfing er mehr, als von dem jungen Elf, der sich doch ein wenig bedeckt hielt. Er schloss die Augen, nahm alles tief in sich auf und lächelte. Seine Zweifel wurden beseitigt, denn er fühlte keinen Schmerz, sondern nur Lust, Hingabe und die Befreiung.Langsam unterbrach er die Verbindung und sah wieder auf. Sein Blick irrte zwischen den Gefährten hin und her, dann seufzte er befreiend auf und lächelte. "Ich versteh euch und ich weiß nun, dass es nicht anders ist, als sich mit einer Elfe zu vereinigen." Erleichtert entließ Joran die Luft aus seinen Lungen, die er während des Sendens unbewusst angehalten hatte, denn auf Aros Gesicht zeichnete sich Beruhigung und Verstehen ab. Joran mochte den alten Elfen wirklich gern und es hätte ihn sehr betrübt, wenn er sie auf Grund eines Missverständnis verlassen hätte. Langsam löste er seine Hand aus der Aros, was er allerdings mit leisem Bedauern und einem kleinen Seufzen tat, denn die Berührung der warmen, starken Hand des Streuners hatte ihn innerlich irgendwie berührt. Es war keine Erregung wie zum Beispiel bei Sturmwind, doch auch nicht so nichtssagend wie bei jedem anderen Elfen. Etwas verwirrt senkte Joran kurz den Blick, ehe er sich lächelnd zu Sturmwind umwendete. Dessen Hand ließ er nicht los, sondern strich leicht mit dem Daumen über den Handrücken. **Danke, Schneestern.** Sturmwind spürte
Jorans Unsicherheit und Verwirrtheit. Ihm schien es wohl auch nicht so
leicht gefallen zu sein, sich vor einem Fremden zu öffnen. Langsam rückte
er wieder zu seinem Gefährten und lehnte sich gegen ihn. Aro gab Jorans
Hand frei und sah auf die warmen Finger, die sich von ihm lösten. Mit
dem Senden war seine Neugier nur noch mehr geschürt wurden und er
fragte sich, ob auch er jemals in so eine Situation kommen würde und
sich mit einem Elf verband. Jorans Herz machte einen kleinen, ausgelassenen Hüpfer als sich Sturmwind wieder an ihn lehnte. Ganz kurz hatte er befürchtet, dass er schon wieder etwas getan hatte, das Sturmwind erbost hätte. Er legte den Arm um ihn und strich ihm liebevoll durch das schwarze Haar. "Ich könnte dir niemals weh tun und wenn, dann passiert es unabsichtlich." Sich an Aro wendend sprach er weiter. "Lust und Schmerz liegen manchmal sehr dicht zusammen und man kann dann nicht unterscheiden, ob es noch Schmerz oder schon Lust ist. Du wirst das bestimmt auch kennen." Joran zwinkert ihm mit einem verschwörerischen Lächeln zu. **Vielleicht wirst du eines Tages diese Erfahrung auch mit einem anderen Elf teilen.** "Das weiß ich doch, Joran", lächelte Sturmwind und zog Jorans Hand an seine Lippen, um eine der Fingerspitzen zu küssen. "Es ist wie
mit Liebe und Hass, denn auch dies liegt ganz nah beieinander." Aro
ließ sich zurückfallen, streckte sich auf dem weichen Waldboden aus
und blickte in den blauen Himmel hinauf. Jorans Senden schickte einen
Schauer durch seinen Körper und leise schrie eine Stimme in ihm, falls
ja, dann lass es dich sein. Zu Sturmwind blickend beantwortete er Aros Frage: "Ich glaube, nach diesem stürmischen Morgen sollten wir ruhig noch einen Tag rasten. Wir haben es ja nicht eilig und auf einen Tag mehr kommt es nicht. Oder wie denkst du darüber?" Und fügte in Sturmwinds Ohr flüsternd, so dass es Aro nicht hören konnte, hinzu: "Mein arg ramponierter Schneestern." Er hauchte ihm einen Kuss auf das Ohr und strich schnell mit den Lippen darüber. "Du begleitest uns doch noch ein Stück, oder, Aro?" Sturmwind grinste
leicht schief und erschauerte, als er Jorans Lippen an seinem Ohr spürte.
"Ausruhen klingt gut." Er rückte ein Stück von Joran weg und
legte sich dann hin, Jorans Schoß als Kopfkissen benutzend. "Ich
werd jetzt einfach noch eine Runde schlafen und bitte versuch nicht so
laut zu lachen", lachte er Joran von unten an. Joran blickte zu Sturmwind hinab. "Ich werde es versuchen", grinste er. Sanft strich er ihm immer wieder durchs Haar. "Das freut mich, dass du uns noch ein Stück begleitest. Ich glaube, ich...., nein, wir können noch eine ganze Menge von dir lernen, bei deiner Lebenserfahrung." Dann zwinkerte er Aro grinsend zu. "Und in einigen Dingen könntest du sogar von uns was lernen." Joran lehnte sich weit nach hinten, angelte nach einem der Felle und deckte Sturmwind damit zu. Dann nahmen seine Finger wieder ihr Tätigkeit auf und strichen leicht durch die schwarze Haarpracht."Ich... etwas von euch lernen?" Aro schluckte leicht. Hoffentlich meinte Joran jetzt nicht das, woran er gerade dachte. "Was denn zum Beispiel?" Sturmwind genoss die Finger in seinem Haar und schloss genießend die Augen. Er war froh, dass Joran und Aro sich jetzt normal unterhielten, so konnte er der Stimme, die ihm immer so unter die Haut ging, noch eine Weile lauschen. "Na ja, zum Beispiel manche Dinge etwas lockerer zu sehen", grinste Joran. Aro grinste zurück. "Ich weiß, ich hab mich wie ein Kind verhalten, aber du musst das verstehen, ich hatte noch nie mit so was zu tun und ich wollte ganz sicher nicht in eure Intimsphäre eindringen. Es ist nun einmal geschehen und das tut mir leid." "Ach Aro, mach dir doch deswegen keine Gedanken mehr. Die Sache ist erledigt und Schluss damit. Ich bin nur froh, dass wir dich überzeugen konnten, dass da keine Schmerzen oder gar was schlimmeres dabei waren und das du uns deshalb vielleicht verlassen hättest, bevor wir dieses Missverständnis aufklären konnten. Das hätte mir wirklich leid getan. Auch wenn ich anfänglich dir gegenüber misstrauisch war, mag ich dich sehr." Dann verfiel er wieder ins geschlossene Senden. **Ähm, Aro... könntest du... vielleicht Sturmwind heilen, ohne dass er das merkt? Auch wenn er nichts sagt, weiß ich doch, dass ihm seine Kehrseite ziemlich brummt. Und trotz meiner Heilsalbe dauert es immer eine ganze Weile bis das Brennen verschwindet** Er sah den alten Elfen offen und bittend an. "Ich mag euch auch und zwar so wie ihr seid, aber ich sagte ja schon am Anfang, dass ich nichts gegen eure Beziehung habe. Ich war nur etwas irritiert, als ich euch sah, nicht mehr und nicht weniger und ich begleite euch gern..." Aro brachte seine Antwort nicht zu Ende, denn plötzlich hörte er Jorans Frage, die schon eher einer Bitte gleichkam. **Also hat er doch Schmerzen gehabt und du hast ihn verletzt? Wieso schwang das vorhin nicht in euren Gefühlen mit? Ich versteh das nicht. Ihr habt beide beteuert, dass ihr keine Schmerzen dabei habt und jetzt bittest du mich Sturmwind zu heilen...** Verzweifelt rieb sich Joran den Nacken. **Nein, ich habe ihn nicht verletzt, jedenfalls nicht so wie du denkst.** Joran suchte nach Worten, um Aro die Sache zu erklären, aber wie immer, wenn es wichtig war, war es aus mit der flinken Zunge. **Wie soll ich dir das erklären?? Du hast doch in deiner Jugend bestimmt mit den Mädchen auch wild rumgeknutscht, oder? Und hinterher hat man ganz geschwollene, wunde Lippen. Genauso ist es bei Sturmwind, nur dass ihm mehr das andere Ende weh tut.** Joran versuchte mal wieder sich in den Witz zu flüchten. **Verstehe. Er ist nur etwas wundgerieben.** Auch Aro versuchte es nun locker und grinste. **Er schläft noch nicht tief genug. Er würde merken, wenn ich ihn jetzt heile. Er müsste also noch eine Weile durchhalten, dann kann ich ihm helfen.** Aro sah den jungen Elf an, der vollkommen zufrieden und glücklich mit dem Kopf auf Jorans Schoß lag. **Geht es ihm immer so, oder nur heute, weil ihr vorhin so heftig gewesen seid?** Aros Neugierde war einfach nicht zu stillen. Dankbar sah der blonde Elf zu Aro auf. Wenn Sturmwind sich nicht so lange mit seiner wunden Kehrseite rumplagen musste, dann war auch Joran eine große Sorge genommen. **Nein, normalerweise ist er nicht wund, nur heute.** Er grinste breit zu dem alten Elfen rüber. **Ich gebe zu, ich war ziemlich heftig. Aber er hat mich darum gebeten, es hat ihm gefallen und das ist für mich die Hauptsache. Auch wenn er mich darum gebeten hat, habe ich ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen. Und nicht das du glaubst, dass wir immer so übereinander herfallen. Meist sind wir viel zärtlicher miteinander.** Joran schaffte es tatsächlich dabei rot zu werden und senkte verlegen den Blick. Wieso plauderte er solche intimen Dinge aus? Weil Aro sie beobachtet hatte? Ja, gestand er sich ein. Er wollte nicht, dass der andere von ihm dachte, dass er Sturmwind nur benutzte um seine eigene Lust zu stillen. Joran wollte viel mehr, dass Aro ihn wirklich verstand, seine Gefühle und Empfindungen für Sturmwind, genauso wie dessen Gefühle für ihn. Aro lächelte. **Dann dürft ihr in Zukunft nicht so oft so heftig sein, denn wenn ich mich wieder meines Weges begebe, ist niemand da, der Sturmwind heilt. Vielleicht sollte ihr die Situation ausnutzen.** Aro zwinkerte Joran zu. Er hatte schon lange verstanden, dass Joran und Sturmwind sich wirklich liebten und sich nie absichtlich weh tun würden. Sollten die beiden doch noch etwas Spaß haben können. **Ich verspreche auch, nicht noch einmal zuzusehen.** Joran grinste als Antwort so breit, dass seine Ohren von den Mundwinkeln Besuch bekamen. **Nee, das nächste Mal machst du mit.** Er konnte es einfach nicht lassen, Aro zu necken. Sanft strich er dabei Sturmwind durchs Haar. **Ich glaube, er schläft jetzt tief und fest.** **Was?** Aro vertraute seinem Inneren nicht. **Das sollte ein Scherz sein, oder?** Leise drückte er sich hoch und hockte sich hinter Sturmwind. **Ich glaube, du würdest von mir ziemlich enttäuscht sein. So weit her ist es mit meinen Erfahrungen nämlich nicht.** Aro brachte die Hände über Sturmwinds Hüften, führte sie leicht zur Seite und ließ seine Magie fließen. Ziemlich schnell hatte er den Ort des Brennens ausfindig gemacht und ließ die wunde Haut verheilen. **Bei mangelnder Erfahrung hilft nur eins: Üben, üben, üben. Aber im Ernst, dass war ein Scherz.** Er grinste Aro an und fügte dann etwas ernster hinzu. **Oder auch nicht.** Er sah auf Aros Hände, um die sich ein ganz leichtes Leuchten abzeichnete. Sturmwind rührte sich nicht und schlief ruhig weiter. Als der Heiler fertig war, lächelte Joran in dankbar an, hauchte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. "Danke." "Ähm."
Aro räusperte sich und fuhr sich mit der Hand über die Wange auf der
er soeben Jorans Lippen gespürt hatte. Eilig verzog er sich wieder auf
die andere Seite des Feuers und schaute den blonden Elf etwas verhalten
an. Er wusste dessen Reaktion nicht einzuordnen. Hatte er nur einen
Scherz gemacht oder war es purer Ernst? Der Nordland-Elf musst lächeln, als er Aros Reaktion sah. "Es war nur Dankbarkeit, Aro, nicht mehr." Aro reagierte gar nicht auf Jorans Worte und überging sie einfach: "Wenn wir noch eine Nacht hier verbringen, dann brauchen wir frisches Fleisch. Wir müssen ja nicht den Trockenvorrat angreifen. Kommst du mit?" Aro stemmte sich hoch, griff nach seinem Bogen und dem Köcher und sah Joran fragend an. Jede Ablenkung kam ihm gerade recht. Joran schaute noch mal auf den schlafenden Sturmwind hinunter und nickte dann zu Aro. "Ja, warte einen Moment, ich hol nur schnell meinen Bogen." Vorsichtig, damit der junge Elf nicht aufwachte, zog er seine Beine unter dessen Kopf weg und legte eines der zusammengerollten Fell stattdessen darunter. Schnell hatte er Bogen, Köcher und den Sack für die Beute geholt. "Ich bin dann soweit. Wenn Sturmwind aufwacht wird er sowieso Senden, dann kann ich ihm mitteilen, dass wir jagen sind." Aro wartete am Waldrand auf Joran, der sich ziemlich schnell zu ihm gesellte. "Was für Fleisch magst du denn am liebsten?", erkundigte er sich und ging los. Er zerteilte das Unterholz und folgte seiner Nase. Sie würde ihn wie immer leiten. "Ich mag Wildschwein am liebsten." "Eigentlich ist es egal, Hauptsache Fleisch. Aber wenn ich es mir schon aussuchen kann, dann bevorzug ich Reh oder Hirsch." Leise schlich er hinter dem alten Elfen hinterher, aufmerksam die Umgebung betrachtend und seine Sinne dabei offen für alle Regungen des Waldes. Aro sah sich ab und zu mal nach Joran um, der schräg hinter ihm lief. Reh also, dachte er. Joran mag feines, nicht so herbes Fleisch. Grinsend lief er weiter. 'Hätte ich mir eigentlich denken können, bei der Partnerwahl.' Obwohl er in Gedanken versunken war, registrierte er jedes kleines Geräusch und nahm jede Änderung wahr. **Und was bevorzugt Sturmwind?** Sicher Wildschwein, antwortete Aros Kopf und das Grinsen des Elf wurde breiter. **Von den hier heimischen Tieren auch Reh. Was er in seiner Heimat gerne isst, weiß ich nicht. Er hat mal Gelbstreifen erwähnt. Müssen irgendwelche großen Raubkatzen sein, deren Männchen wohl ziemlich stinken.** Joran musste grinsen, als er daran dachte, wie ihn Sturmwind nach einer heißen Liebesnacht mit diesen Raubkatzen geruchsmäßig verglichen hatte. Joran lief leise ein Stück ins Gebüsch um dort nach Spuren Ausschau zu halten. **Ich glaube, die kenne ich.**, antwortete Aro und verlor Joran aus den Augen. **Die hab ich mir nur von der Ferne betrachtet und mich ganz ruhig verhalten. Denen möchte ich niemals in die Klauen fallen.** Aro schlich weiter und entdeckte die Spur eines Hirsches. Es war kein Reh, dafür waren die Hufabdrücke zu groß. **Ein Hirsch**, sendete er. **Die Spur führt in deine Richtung.** Bei Aros Senden horchte er auf. In diesem Moment hörte er vor sich ein Rascheln und da sah er ihn auch schon direkt vor sich im Dickicht. **Er steht direkt vor mir, Aro. Schlag am besten einen großen Bogen, dann kannst du dich gegen den Wind an ihn ranschleichen. Wenn er meine Witterung aufgenommen hat wird er dann sowieso in deine Richtung fliehen.** Langsam, ohne eine hastige Bewegung, zog Joran einen Bogen aus seinem Köcher, legte ihn an die Sehne und spannte ruhig den Bogen. Nun musste er sehr genau zielen. Nicht nur, dass ihm sonst der Hirsch verletzt davon lief und er unter Umständen stundenlang das waidwunde Tier verfolgen musste, es bestand auch die Gefahr, dass genau in dem Moment Aro auf der anderen Seite erschien und er ihn womöglich versehendlich traf. **Ist in Ordnung.** Aro schlug einen großen Bogen, umrundete somit den Hirsch und tauchte einige Meter vor Joran auf. **Du kannst ihn entweder zu mir treiben oder du versuchst dein Jagdglück.** Der Elf spannte seinen Bogen und wartete ruhig ab. **Ich werde schießen, wenn ich nicht gleich treffe, dann ist er deiner.** Joran spannte den Bogen noch ein bisschen mehr und entließ den Pfeil von der Sehne. Getroffen zuckte der Hirsch zusammen, wendete auf der Hinterhand und lief auf Aro zu. Aro blieb ganz ruhig, als er sah, wie der getroffene Hirsch sich umdrehte. Er fixierte das Herz des Tieres und ließ dann los. Sein Pfeil flog los und traf genau. Mit einem lauten Röhren brach das stolze Tier zusammen und Aro trat auf Joran zu. **Guter Fang**, grinste er. "Ja, da haben wir Fleisch für mehrere Tage. Legst du Wert auf besondere Teile des Hirsches? Wenn du keinen Anspruch drauf erhebst, hätte ich gerne das Herz", sagte Joran lächelnd. Suchend blickte er sich um, dann schnitt er von einem Busch einen kleinen Zweig ab, tauchte ihn in das Blut, welches aus der Herzwunde austrat und reichte ihn Aro. "Jägerglück", sagte er. "Nimm du
ruhig das Herz. Ich mag die Nieren." Grinsend nahm er Joran den
Zweig ab und schaute darauf, ehe er ihn wieder zurückgab. "Du hast
den größten Teil der Arbeit gehabt." Suchend sah Aro sich um und
wurde fündig. Ganz in ihrer Nähe lag ein starker Ast, der sich
hervorragend für den Transport eignete. Ablehnend schüttelte Joran den Kopf. "Du hast ihn letztlich erlegt, also steht dir die Trophäe zu." Er half Aro dabei, die Beine des Hirschen zusammenzubinden und den Ast durchzuschieben. "Ja, der Kleine scheint wirklich geschafft zu sein. Also können wir uns ein bisschen Zeit lassen." Als sie so zusammen hantierten, berührte Joran zufällig Aros Hand. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang, aber in dem Moment durchzuckte es Joran. /Genau wie das erste Mal bei Sturmwind!/, schoss es ihm durch den Kopf. /Oh nein, ihr Geister, nicht noch einen. Das kann doch nicht möglich sein. Nein, nein, nein, ich habe es Sturmwind versprochen./ Aro blickte auf und direkt in die grünen Augen, als Jorans Hand die seine berührte. Er riss sich von dem tiefen Grün los und wollte das eine Ende des Astes anheben, als ihm auffielt, dass Joran zögerte und leicht abwesend wirkte. "Was ist los? Machst du dir Sorgen um ihn?" "Was?" Irritiert blickte Joran in Aros braune Augen. "Oh, verzeih, ich war in Gedanken." Immer noch haftete sein Blick auf Aro. "Ich... na ja, ein bisschen schon. Ich glaube, es war doch ein wenig zu viel heute morgen." "Faule Ausrede, Flinkzunge, das ist es doch gar nicht. Bei dir kribbelt es schon wieder!" Der kleine Teufel in Jorans Hirn grinste hämisch. "Du hast Sturmwind versprochen, dass du nichts mit Aro anfängst, also halte dich dran", mahnte der Weiße mit erhobenem Zeigefinger. "Ist doch gar nicht wahr. Er hat ihm nur versprochen, nichts mit Aro anzufangen, so lange er schläft", konterte der Rote. "Ach ja? Und? Schläft Sturmwind etwa nicht?" "Das galt nur für das Schlafen vorhin. Jetzt ist das was gaaaanz anderes." Mit einer unwirschen Handbewegung versuchte Joran die beiden zur Ruhe zu bringen, aber die Zweifel blieben. Um sich abzulenken sagte er: "Wir sollten den Hirsch hier aufbrechen und ausweiden, dann brauchen wir nicht so viel zu schleppen und außerdem locken wir dann auch keine Raubtiere in unser Lager." "Ist in
Ordnung." Aro zog seinen Dolch und sah Joran noch mal durchdringend
an. Etwas stimmte mit dem blonden Elf nicht. Er war in Gedanken sehr
weit weg gewesen und es war nicht die Sorge um Sturmwind, die ihn hatte
abschalten lassen. Dem jungen Elf spukte etwas ganz anderes im Kopf
herum. Blieb nur die Frage, was es war? "Ich brauche es auch nicht, aber vielleicht sollten wir daraus einen Beutel machen und das getrocknete Fleisch von der Bergziege darin transportieren. Mein Beutesack ist zu klein dafür." Er sah zu Aro, der mit schnellen, sicheren Schnitten den Hirsch häutete. "Wenn du das Fell als Transportbeutel benutzen willst, müssen wir noch länger hier bleiben, denn so schnell bekommst du das Fell nicht gegerbt." Aro lächelte Joran an und begann die Innereien zu entfernen, wobei er die Nieren und das Herz zur Seite legte, damit sie es nicht vergaßen. "Den Rest können wir ja für die Wildtiere liegen lassen." "Nein, ich wollte das Fell nur trocknen lassen. Als Transportbeutel reicht das vollkommen. Wir können es ja heute Nacht über das Feuer hängen und räuchern, dann ist es noch etwas haltbarer." Als Aro mit seiner Arbeit fertig war, nahm Joran sich das Herz. "Sturmwind kann sich davor schütteln, wenn ich das Herz esse, also werde ich es gleich hier vertilgen", sagte er grinsen und schnitt das Herz auf, um es ausbluten zu lassen. Als er in eines der Stück biss, spritze einiges des noch vorhandenen Blutes heraus und besudelte sowohl Joran als auch Aro."Uups, da war noch was drin!", grinste Joran und aß weiter. "Na egal, gehen wir eben halt noch mal an den Bach und waschen uns. Sturmwind scheint immer noch zu schlafen, sonst hätte er sich bestimmt schon gemeldet." Aro zuckte leicht zusammen als ihn das Blut traf, doch dann grinste er und nickte. "Ist in Ordnung. Dann lass uns mal alles zusammenpacken und zum Bach marschieren. Sturmwind soll ja nicht einen Schock bekommen, wenn er uns so zu Gesicht bekommt." Aro begann, das fertig zerlegte Fleisch in das Fell zu wickeln und legte ganz oben auf die Nieren, auf die er sich freute. Schnell hatte Joran den Rest des Herzens verzehrt und half Aro beim Zusammenpacken. Dann band er den Beutel mit einem Stück Sehne zusammen und hängte ihn in einen der Bäume. "Damit keiner auf die Idee kommt, daran zu naschen", sagte er grinsend und lief zum Bach. Dort angekommen, entledigte er sich seiner Bekleidung und stieg in das kühle Wasser. Aro folgte dem blonden Elf langsamer zum Bach und blieb stehen. Er sah, wie Joran sich seiner Kleidung entledigte und grinste. Man sah doch tatsächlich Kratzer auf der Haut. "Du hast den Morgen aber auch nicht ganz unbeschadet überstanden." Grinsend zuckte Joran mit den Schultern. "Wenn man mit einer Wildkatze rangelt, dann trägt man schon mal ein paar Verletzungen davon. Aber die paar Kratzer waren mir die Sache tausendmal wert." Er sah sich über die Schulter um. "Bist du wasserscheu oder warum kommst du nicht ins Wasser?" Mit einem Lachen spritzte er Wasser in Aros Richtung. |