I

SILBERMOND

I

Sie war eine einsame Jägerin. Nur begleitet vom Wind und ihrem treuen Wolfsfreund. Seit die Fünffinger das Lager ihres Stammes überfallen hatten, waren sie in alle Winde verteilt. Wochenlang war sie in der Nähe des Lagers geblieben, immer in der Hoffnung, dass jemand den Weg zurück fand. Wo war Silberbart, wo Mondkind? Waren sie tot? Oder waren sie nur fortgezogen. Aber warum konnten ihre Gedanken sie nicht erreichen? Doch als die Zeit der weißen Kälte kam, musste sie einsehen, dass es vergeblich war zu warten. So zog sie los auf der Suche nach Nahrung und anderen Elfenstämmen. Dass es andere Elfen geben musste wusste sie aus den Liedern und Geschichten ihres Stammes. Diese berichteten von Elfen mit brauner Haut, die in der Wüste lebten, aber auch von Elfen, die wie ihr Stamm in den Wäldern mit Wölfen zusammen lebten. Und sogar von Elfen, die in einer Gegend leben sollten, in der der weiße Tod ewig herrschte. Doch das hielt sie für ein ausgesprochenes Märchen. Aber das es hinter dem brennend-leeren Land vielleicht Wälder mit Elfen geben könnte, daran glaubte sie, denn in Liedern und Geschichten ist oft ein wahrer Kern. Diese Elfen wollte sie finden.

II

Sie waren nun schon lange Zeit immer der aufgehenden Sonne gefolgt. Manchmal hatten sie in der Ferne die Feuer der Fünffinger gesehen. Mit Hass im Herzen hatte sie einen weiten Bogen um diese Feuer gemacht.

"Weißt Du, Mondsänger," sagte sie eines Abends am Lagerfeuer zu ihrem Wolf, "warum lassen uns die Fünffinger eigentlich nicht in Ruhe? Wir haben ihnen doch gar nichts getan. Wir nehmen ihnen keine Nahrung weg, wir beanspruchen nur sehr wenig Platz in den Wäldern, in die sie sich ja sowieso nicht wagen, und doch hassen sie uns. Warum? Oder fürchten die Menschen, was sie nicht kennen?" Mondsänger legte den Kopf schief, schniefte und schloss die Augen, als wollte er damit sagen, dass es müßig wäre, über solche Fragen nachzudenken. Auch Silbermond schalt sich eine Närrin und kuschelte sich an die weiche, warme Flanke ihres Wolfes.

In dieser Nacht hatte Silbermond einen seltsamen Traum. Sie traf auf einen Elfenstamm, der wie sie mit den Wölfen verbündet war. Einer dieser Elfen hat Haare wie Mondlicht und Augen wie Sterne. Bei seinem Anblick wehte ein Wort, ein Name durch ihre Gedanken: 'Fahr'. Was mochte es bedeuten?

III

Am nächsten Morgen erwachte sie sehr verwirrt.

Es war Zeit zum Aufbruch. Sie sammelte ihre Habseligkeiten ein, löschte die letzte Glut ihres Lagerfeuers und machte sich mit Mondsänger auf den Weg, dem Sonnenaufgang entgegen. Viele Tage wanderten sie. Aber diesmal war ihnen das Jagdglück nicht hold. Weder Mondsänger noch Silbermond erlegten Wild. Silbermond konnte sich mit ein paar Beeren und Wurzeln behelfen, aber Mondsänger brauchte Fleisch. Nur einmal erwischte er ein mageres Kaninchen. Aber für einen ausgewachsenen Wolf war das nicht ausreichend.

Als sie sich an diesem Abend schlafen legten, taten sie es mit knurrenden Mägen. "Wenn das so weitergeht, Mondsänger," sagt Silbermond, "werden wir wohl Nahrung bei den Menschen stehlen müssen. Es ist zwar riskant, aber besser, als zu verhungern." Auch in dieser Nacht träumte Silbermond wieder von dem weißhaarigen Elfen mit den Sternenaugen. Auch war dieses Wort wieder da. Fahr, Fahr und immer wieder Fahr. Was mochte es bedeuten?? Hatte es überhaupt eine Bedeutung und wenn ja, welche??

An diesem Morgen erwachte Silbermond wieder äußerst verwirrt.

Silbermond und Mondsänger zogen wieder los, immer der aufgehenden Sonne entgegen. Als die Sonne im Zenit stand erreichten sie einen dichten Wald. "Hier werden wir ja wohl jagdbares Wild finden. Was meinst Du, Mondsänger?" Ein freudiges Winseln war die Antwort. Mondsänger stürmte sofort ins Unterholz und begann nach einer Fährte zu suchen. Silbermond folgte ihm durch die Baumwipfel. Vielleicht fand sie ja ein Vogelnest mit Eiern oder konnte ein unaufmerksames Baumflinkchen überraschen. Aber auch in dieser wundervollen Umgebung war außer einigen Baumfrüchten nichts essbares zu finden.

Am Abend, nach einer langen, weitestgehend ergebnislosen Nahrungssuche, sah sie in einiger Entfernung durch das Blätterdach einen Feuerschein. Sollten das Menschen sein? Hier im Wald? Mondsänger war nirgends zu sehen oder zu hören. Sie musste es riskieren, ob mit oder ohne Mondsänger. Leise pirschte Silbermond sich durch das Blätterdach an den Lichtschein heran. Kurz vor der Lichtung, auf der das Feuer brannte, stieg sie vom Baum und robbte auf dem Bauch bis an den Rand der Büsche, die die Lichtung umstanden. Niemand war zu sehen. Neben dem Feuer lagen die Reste einer Mahlzeit und eine Decke. Silbermond sah sich nach allen Seiten um, witterte in den Abendwind und lauschte auf all die nächtlichen Geräusche. Nichts Verdächtiges. Also lief sie geduckt auf das Feuer zu und wollte sich gerade das Fleisch schnappen, als sie von hinten angesprungen und zu Boden gerissen wurde. Irgendwas oder irgendwer lag schwer auf ihrem Rücken.

IV

"Was willst Du hier, Mensch?" knurrte es in ihrem Rücken. "Ich wollte nur etwas von den Resten Deiner Mahlzeit haben." antwortete Silbermond. "Seit wann stehlt ihr Menschen! Sonst bringt ihr uns doch gleich um!" Die Stimme klang sehr zornig und verbittert. Aber es schwang auch etwas unbestimmtes, mildes darin mit. Silbermond war zu überrascht, um mitzubekommen, dass das Wesen, welches immer noch auf ihrem Rücken hockte, sie ständig als Menschen bezeichnete. Vielleicht war es ganz gut, dass das Wesen nicht wusste, das sie eine Elfe war.

"Ich gehe jetzt von Deinem Rücken runter und Du drehst Dich ganz langsam um. Aber keine faulen Tricks. Ich bin schneller mit dem Schwert, als Du Deinen Namen aussprechen kannst." Silbermond spürte, wie der Druck auf ihrem Rücken nachließ. Sie stemmte sich langsam hoch und drehte sich um. Sie blickte nicht hoch zu ihrem Gegner. Zuerst sah sie nur ein Paar weiche, schwarze Lederstiefel, in denen eine graue Hose steckte. Als sie langsam ihren Blick hob, sah sie ein schwarzes Lederwams. Und dann blickte sie in ein Paar blauer Sternenaugen, die von einem leuchtenden Kranz mondfarbender Haare umrahmt wurden. Dieses Gesicht hatte sie schon einmal gesehen. In ihren verwirrenden Träumen!

V

"Fahr!" entfuhr es ihr. Sie wusste nicht wieso ihr dieses Wort gerade jetzt in den Sinn kam. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Gegenüber gar kein Mensch oder Troll war, sondern ein Elf! Er starrte sie mit offenem Mund an. "Was hast Du gerade gesagt?" fragte er verwirrt. "Fahr." wiederholte Silbermond. "Woher kennst Du.... Ich meine, woher weiß Du....... Wer hat Dir dieses Wort gesagt?" stammelte der fremde Elf. "Ich weiß nicht, es kam mir gerade in den Sinn." "Du....... du bist ja gar kein Mensch! Du bist eine Elfe." stellte er überrascht fest. "Seit wann bestehlen Elfen Elfen? Das machen sonst doch nur die Menschen oder Trolle." "Ich dachte auch, du bist ein Mensch oder Troll. Ich wusste nicht, dass es hier Elfen gibt. Bist Du alleine oder gibt es hier einen Stamm?" "Ich gehöre zu den Wolfsreitern. Aber was ist mit Dir? Wo ist dein Stamm?" "Das ist eine lange Geschichte. Aber ehe ich sie dir erzähle, lass mich etwas von deiner Mahlzeit essen. Ich habe seit Tagen nur von einer Handvoll Früchten gelebt." Wortlos schob er ihr das Fleisch hin und beobachtete erstaunt, mit welchem Heißhunger sie es verschlang. Mit vollen Backen kauend musste sie gerade an Mondsänger denken. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Mondsänger sich die ganze Zeit weder sehen noch hören ließ. Verflixte, dachte sie, wo ist der Bursche? "Was ist los?" fragte der weißhaarige Elf. Er hatte sich mittlerweile zu Silbermond ans Feuer gesetzt und einige Zweige nachgelegt, so dass das Feuer wieder aufloderte und ihr Gesicht beschien. Er beobachtete sie verstohlen von der Seite. "Ich musste gerade an meinen Wolf denken. Es verwundert mich sehr, dass er nicht in den Kampf eingegriffen hat. Normalerweise weicht er mir kaum von der Seite. Aber seit wir diesen Wald betreten haben, ist er verschwunden. Ich mache mir langsam Sorgen." "In diesem Wald gibt es viele Wolfsfährten. Wahrscheinlich ist er auf eine von ihnen gestoßen. Oder er hat Beute gemacht." "Das wäre schön, denn wir haben seit Tagen nichts mehr erlegt." "Erzähl' mir von dir. Wo kommst du her?" "Ich glaube, ich sollte mich erst mal vorstellen. Ich bin Silbermond vom Stamm der Waldelfen." sagte Silbermond. "Waldelfen? Davon habe ich noch nie gehört. Ich wusste gar nicht, dass es hier noch einen Elfenstamm gibt." Der Elf war verwirrt. "Das geht mir genauso. Aber ich stamme nicht aus diesem Wald. Wir leben, nein lebten, viele Tagesreisen von hier in Richtung Sonnenuntergang. Hinter dem brennend-leeren Land." "Aber da liegt das Sonnendorf! Bist du eine Sonnendörflerin? Dann kennst du Savah und Sonntaster!?" fragte er aufgeregt. "Nein, ich komme aus keinem Dorf. Wir hatten ein Lager in der Nähe des Mondfelsens." Auch Silbermond war nun eindeutig verwirrt. "Lass mich am besten von vorne beginnen. Wie gesagt, lebte ich in einem Wald in Richtung Sonnenuntergang. Ich bin Heilerin und Kräuterkundige. Wir lebten friedlich, geschützt von unserem großen, dichten Wald. In Vollmondnächten stieg ich mit Mondsänger auf den Mondfelsen und heulte mit ihm den Mond an." sagte Silbermond mit verträumten Blick. "Mein Gefährte Silberbart lächelte immer nur, wenn wir beide auf den Mondfelsen stiegen. Aber irgendwie hat mich das immer sehr mit meinem Wolf verbunden. Dann spürte ich, dass wir von einem Blut sind." Plötzlich hielt sie inne, schloss kurz die Augen und lächelte. "Mondsänger hat einen anderen Wolf getroffen und anscheinend kommen sie gut mit einander aus." "Du sendest mit deinem Wolf?" Der andere Elf war erstaunt. "Ja, ich habe eine sehr tiefe Bindung zu ihm. Fast so tief wie zu meinem Gefährten und meinem Sohn." Silbermond wendete sich ab, damit er ihre Tränen nicht sah.

Sie wusste nicht, wieso sie ihm das alles erzählte, aber von dem Augenblick an, als sie das erste Mal in seine Augen sah, spürte sie, dass sie ihm vertrauen konnte.

Als sie sich wieder in der Gewalt hatte sprach sie weiter. "Unser Stamm war nicht sehr groß. Wir lebten von der Jagd mit unseren Wölfen und von den Früchten des Waldes. Ich zog oft tagelang mit Mondsänger durch den Wald. Dann brachten wir jede Menge Heilkräuter mit. Bei vielen meiner Streifzüge bin ich bis an den Rand des Waldes gekommen. Bis an das brennend-leere Land. Eines Tages, es mag jetzt vielleicht drei Mondwechsel her sein, kam ich von einem dieser Streifzüge zum Lager zurück, oder was davon noch übrig war. Denn fast alle Hütten waren zerstört. Einige brannten, wahrscheinlich weil Feuerhand versucht hatte, das Lager mit seinen Feuerwürfen zu verteidigen. Ich fand Spuren von Oppots." "Oppots ? Was sind denn das?" "Das sind recht große Tiere, auf denen die Menschen reiten, wie wir auf den Wölfen." antwortete Silbermond. "Also war für mich klar, wer für die Verwüstung verantwortlich war." "Menschen!" Der Elf mit den mondfarbenden Haaren spukte dieses Wort förmlich aus. "Ja genau. Die Fünffingrigen. Ich suchte nach meinen Leuten. Aber als ich in einer zusammengestürzten Hütte die toten Körper von Feuerhand, unserem Feuerformer und seiner Gefährtin Vogelsang fand, war mir klar, das diese verfluchten Menschen keine halben Sachen machen. Die Trolle sollen ihre Eingeweide fressen!" stieß sie mit Bitterkeit hervor. "Dabei konnte Vogelsang so wunderschöne Töpfe und Schalen töpfern. Sie bemalte sie mit Blumen und Vögeln." Silbermonds Gedanken schweiften in die Vergangenheit. Der Elf mit den Sternenaugen ließ sie gewähren, obwohl er vor Neugier fast platzte. Dann endlich sprach sie weiter. "Ich suchte nach weiteren Toten. In einer Höhle am Mondfelsen fand ich Sternenschnee, unsere Hebamme. Sie hatte sich schwerverletzt hierher gerettet. Aber ehe sie mir etwas erzählen konnte starb sie. Selbst meine Fähigkeiten als Heilerin waren nicht stark genug ihre schweren Verletzungen zu heilen. Als ich dann niemanden von meiner Familie oder Freunden mehr fand, verbrannte ich die Toten und heulte für ihre Seelen. Dann verstreute ich die Asche im Wald, damit Vater Wald und Mutter Erde das zurück erhielten, was wir uns in unserem Leben von ihnen genommen hatten." Sie hielt erschöpft und sichtlich von den Erinnerungen überwältigt inne. "Dann" begann Silbermond mit stockender Stimme," habe ich in der Nähe des Lagers gewartet. Fast einen Mondwechsel lang. Aber niemand kehrte zurück. Ich sendete, aber es kam keine Antwort." "Wer weiß, wie weit die anderen weg waren. Über eine große Entfernung ist auch ein Senden nicht zu empfangen." warf der Elf ein. "Du hast schon Recht. Bei den meisten Mitgliedern meines Stammes hätte das auch nicht geklappt. Aber mit meinem Gefährten und mit Mondkind war das etwas anderes. Unsere Gedanken waren so stark, dass sie sogar den gesamten Wald durchdrangen. Da ich ihre Gedanken aber nicht empfing, mussten sie entweder tot oder sehr, sehr weit weg sein. Weiter als meine Gedanken reichten. Als dann die Zeit des weißen Todes kam, wurde mir klar, das es keinen Zweck mehr hatte, länger zu warten. Also dankte ich im Stillen noch einmal allen Freunden für ihre Liebe und Zuneigung und zog mit Mondsänger los, in Richtung Sonnenaufgang." "Mondsänger ist dein Wolf?" fragte ihr Gegenüber. Sie nickte nur.

VI

Wie auf's Stichwort erschien in diesem Moment ein schwarzer Schatten am Rande des Lichtkreises, den das Feuer warf. Mondsänger! Und hinter ihm erschien ein zweiter Wolf. Blitzschnell zog Silbermond ihren Dolch mit der schwarzschimmernden Klinge, die sie einst gegen viele wertvolle Heilkräuter bei den Trollen eintauschte. Auch der weißhaarige Elf zog sein Schwert. "Also der schwarze Wolf ist Mondsänger. Den brauchst du nicht zu fürchten." flüsterte Silbermond. "Dann ist es ja gut," antwortete der Elf " denn der Wolf dahinter ist mein Sternspringer." Sie sahen sich an, lächelten verlegen und steckten ihre Waffen wieder ein. "Sag mal," begann Silbermond " ich erzähle dir meine Lebensgeschichte und weiß noch nicht einmal, wer du bist!" "Ich heiße Himmelweis. Wie ich vorhin schon sagte, gehöre ich zu den Wolfsreitern. Wir leben auch mit Wölfen in sehr enger Verbindung. In dieser Hinsicht sind die Waldelfen und wir uns sehr ähnlich." Wieder entstand eine Pause, in der Mondsänger und der andere Wolf sich zu Himmelweis und Silbermond gesellten. "Aber erzähl' erst mal zu Ende, dann erzähle ich von mir." "Nun gut," nahm Silbermond den Faden wieder auf. "Durch das brennend-leere Land zu ziehen erschien mir zu riskant. Zumal ich nicht wusste wie groß es ist, ob es überhaupt ein Ende hat. Also zog ich an seinem Rand entlang. Die Bäume wurden zwar sehr spärlich, aber sie boten genug Schutz vor den Fünffingern. Oft sah ich ihre Feuer in der Ferne, die ich natürlich in gebührendem Abstand umging. Und heute morgen erreichte ich diesen Wald. Ich dachte, hier könnten wir endlich Beute machen, da uns auf unserer Wanderung das Jagdglück bisher nicht hold war. Aber da hatte ich mich getäuscht. Nicht mal ein Baumflinkchen habe ich erlegen können. Aber anscheinend standen dir die Hohen mehr bei. Du hast ja Beute gemacht." Dabei wies sie auf die spärlichen Reste der Mahlzeit. Himmelweis grinste breit. "Dein Wolf hat anscheinend aber auch Beute gemacht, so zufrieden wie er schläft." Silbermond blickte Mondsänger an, der von einem Ohr zum anderen zu grinsen schien. Du Lump, dachte sie mit einem gewissen Groll, du hättest mir ja auch etwas abgeben können. Oder wusste ihr Wolf, das sie bereits etwas zu essen hatte? Als Silbermond weitersprach blickte sie ins langsam ersterbende Feuer. "Auf einmal sah ich einen Feuerschein durch das Laub leuchten. Ich dachte, es wäre ein Feuer der Menschen. Und wo Menschen sind, da ist auch Nahrung. Aber ich habe mich getäuscht, Timmorn sei Dank. Du bist ein Elf und kein Mensch." Sie blickte Himmelweis an. In seinem Gesicht arbeitete es. "Nun kennst du meine Geschichte. Ich weiß nicht wie es weitergehen soll. Aber vielleicht haben unsere Lieder und Geschichten ja doch Recht!" "Wieso?" "Sie erzählen von Elfen, die wie wir mit den Wölfen verbündet sind und in einem Wald leben. Sie sprechen offensichtlich von den Wolfsreitern." "Es scheint so." erwiderte Himmelweis. "Du sprachst vorhin von einem Sonnendorf. Lebst du dort?" "Nein. Unser Stamm lebt in einem Wald zwei Tage von hier entfernt." "Was machst du dann hier alleine?" wollte Silbermond wissen. "Das ist eine ebenso lange wie verwirrende Geschichte." antwortete Himmelweis. "Ich habe Zeit." sagte Silbermond. "Tja, wo soll ich anfangen? Vielleicht sollte ich dir kurz etwas über die Wolfsreiter erzählen. Wie gesagt leben wir auch im Wald mit Wölfen zusammen. Unser Anführer ist Schnitter, mein Seelenbruder." Himmelweis berichtete über den Stamm und Schnitters Suche nach anderen Elfenstämmen. "Also hat er gar nicht so Unrecht mit seiner Annahme, dass es noch andere Kinder der Hohen gibt." endete Himmelweis. "Das erklärt aber noch nicht, wieso du hier allein mit deinem Wolf bist." sagte Silbermond. "Ja, das stimmt." entgegnete Himmelweis. "Vor ungefähr 3 Mondwechsel begannen meine Träume. Immer und immer wieder der selbe Traum. Ich träumte von einem Wald, der in Richtung Sonnenuntergang lag, aber es war nicht unser Wald. Er kam mir irgendwie vertraut und doch fremd vor. Auch gab es dort Wölfe. Keine wilden Wölfe, sondern Wölfe, die mit Elfen zusammenlebten. So wie wir mit unseren Wölfen. In diesem Wald gab es einen großen Felsen, der mich irgendwie zu rufen schien." "Der Mondfels." flüstere Silbermond. "Ich weiß es nicht. Vielleicht." entgegnete Himmelweis. "Und immer wieder spukte mir ein Wort, ein Name im Kopf herum. Aber immer wenn ich ihn aussprechen wollte, war er weg. Das war so verwirrend. Manchmal hatte ich regelrecht Angst zu schlafen und wieder zu träumen." Himmelweis machte eine kurze Pause und stocherte nachdenklich in der Glut des heruntergebrannten Feuers herum. "Eines Tages," fuhr er fort "riet mir Leetah, unsere Heilerin, ich solle mich auf die Suche nach diesem geheimnisvollen Felsen machen. Um sein Geheimnis zu lüften und damit ich wieder klar denken kann. Tja, das war vor 2 Tagen." "Du hast bestimmt vom Mondfels und unserem Wald geträumt, denn der liegt in Richtung Sonnenuntergang." erwiderte Silbermond. "Möglich." antwortete Himmelweis. "Aber nun sollten wir versuchen, ein bisschen zu schlafen. Vielleicht offenbart mir mein Traum ja heute etwas mehr. Vielleicht kann ich ja diesmal diesen Namen, dieses Wort fassen." "Du hast Recht." gähnte Silbermond und kuschelte sich an Mondsängers Flanke. Himmelweis tat es ihr gleich.

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