II HIMMELWEIS I In dieser Nacht träumte Himmelweis heftiger und verwirrender als je zuvor. Er sah sich wieder in diesem fremden und doch so bekannten Wald. Er sah auch den Felsen, von dem Silbermond meinte, es wäre der Mondfelsen. Und dieses Wort war wieder da! Doch diesmal war es eindeutig ein Name: 'Lun'! Eine Elfe erschien in seinem Traum. Sie war von mittelgroßer, schlanker Statur. Ihr silbernes Haar war zu einem langen Zopf geflochten, der ihr bis an die Knöchel reichte. Und ihre Kleidung war schwarz wie die Nacht. Nur an ihrem Hals schimmerte eine silberne Kette mit einem Anhänger. Er hatte die Form der zwei Monde unter denen die Elfen dieser Welt lebten. Die selbe Form hatte auch die Schnalle ihres silbernen Gürtels an dem ein Schwert und ein Dolch hingen. In seinem Traum sprach sie zu ihm. "Ich bin Lun." Mehr nicht. Nur diese drei Worte. Dann verblasste ihre Gestalt und Himmelweis fand sich am Lagerfeuer wieder. II Er erwachte und war verwirrter als je zuvor. Silbermond blickte ihn aufmerksam an. "Du hast sehr unruhig geschlafen, sogar mein Wolf ist davon wach geworden. Und der hat normalerweise einen sehr festen Schlaf. Was siehst Du mich so seltsam an? Was ist mit Dir?" fragte Silbermond besorgt. "Himmelweis? Heh, was ist mit dir los?""Lun." "Wie bitte?" "Lun. Du bist Lun." antwortete Himmelweis. "Ja." sagte Silbermond. "Ich habe dich im Traum gesehen. Zum ersten Mal konnte ich dieses Wort fassen. Ich weiß jetzt, das es ein Name ist. Dein Name. Dein Seelenname." flüsterte Himmelweis. "Ja, ich weiß." antwortete Silbermond. "Und ich weiß jetzt auch, dass du es warst in meinen Träumen." "Du hast auch geträumt?" "Ja, seit ich unseren Wald verlassen habe, träumte ich von einem Elf mit mondfarbenden Haaren und Sternenaugen. Ein Name geisterte durch meine Träume. Fahr, Fahr und immer wieder Fahr. Ich wusste damals nicht, das es ein Name ist. Dein Seelenname. Aber als ich dich gestern sah, wusste ich, dass du der Elf aus meinen Träumen bist. Das Fahr dein Seelenname ist, ist mir eben erst bewusst geworden." Silbermond blickte verlegen auf die Spitze ihrer Stiefel, nur damit sie nicht in Himmelweis' Augen sehen musste. " Ich weiß nicht, was es in eurem Stamm bedeutet, den Seelennamen eines anderen zu kennen. Aber ich weiß, was es bei uns bedeutete." Sie fühlte sich in dieser Situation mehr als unwohl. Als Himmelweis nicht antwortete, hob sie den Blick und sah ihn an. Auch er fühlte sich offensichtlich nicht besonders wohl. Er blickte sie nicht an. "Bei den Wolfsreitern nennt man das "Erkenntnis". Es bedeutet, dass zwei Elfen Gefährten fürs Leben sind." "Wir hatten dafür keinen Namen, aber das Ergebnis ist das Selbe." "Nur durch Erkenntnis können Kinder entstehen." sagte Himmelweis. "Ja, bei den Waldelfen war es nicht anders. Aber ich glaube noch nicht an den Tod meines Gefährten Silberbart. Wie kann ich da einen anderen Elfen erkennen?" "Erkenntnis hat nichts mit Willen oder Gefühlen zu tun. Sie überfällt einen manchmal wie ein wütender Wolf. Man kann sich nicht dagegen wehre." "Ich will mich auch gar nicht dagegen wehren" sagte Silbermond. "Gib' mir nur etwas Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen." Sie schenkte ihm ein verlegenes Lächeln und begann, das Feuer neu zu entfachen. III Nach einem ausgiebigen Frühstück, zu dem die Wölfe auch ihren Teil beigetragen hatten, indem sie ein Reh erlegten, stand Silbermond unschlüssig auf. "Wie soll es jetzt weitergehen?" fragte sie. "Ich weiß nicht." antwortete Himmelweis. "Vielleicht ist es das Beste, wenn wir erst einmal zu den Wolfsreitern zurückkehren. Ich denke, Schnitter wird nichts dagegen haben, wenn du dich uns anschließt. Die Lebensweise der Waldelfen unterscheidet sich kaum von dem der Wolfsreiter. Und eine zweite Heilerin können wir immer gebrauchen. Leetah wird dich sicher willkommen heißen." "Ja, es wäre schön wieder Wurzeln zu haben und in einem Stamm zu leben. Wenn mich die Wolfsreiter aufnehmen würden, wäre das sehr schön." sagte Silbermond.
Sie brachen das Lager ab und zogen los, in Richtung Sonnenaufgang. Eine ganze Zeit liefen sie wortlos nebeneinander her. Die Wölfe begleiteten sie oder fielen zurück. Dann wieder schossen sie an ihnen vorbei und waren dann weit voraus. Es hatte den Anschein, als ob sie miteinander spielten. "Mondsänger scheint deinen Sternspringer zu mögen." sagte Silbermond nach einer Weile. "Ja, so ausgelassen habe ich ihn noch nie gesehen. Nicht einmal mit Nachtläufer hat er so wild getobt." "Nachtläufer?" fragte Silbermond. "Das war Schnitters Wolf." "Schnitter ist dein Seelenbruder, nicht wahr?" "Ja, er kennt meinen Seelennamen und ich den seinen. Aber wir haben uns nicht erkannt." grinste Himmelweis. Ein verlegenes Lächeln huschte über Silbermonds Gesicht. "Das hatte ich auch nicht erwartet." Sie schwieg und hing ihren Gedanken nach. Nach einer Weile, die Wölfe waren im dichten Unterholz verschwunden, legten Silbermond und Himmelweis eine Pause ein und rasteten an einem kleinen Bach. Silbermond kniete sich an sein Ufer und erfrischte sich. Als sie aufblickte, sah sie im Wasser Himmelweis' Spiegelbild, der hinter ihr stand. Sie drehte sich zu ihm um, sah in seine Augen und versank in ihnen. Er kniete sich zu ihr nieder und blickte lange in ihre nachtblauen Augen, ohne ein Wort zu sagen. Wie hypnotisiert fragte sie:" Und deine Suche?" "Ich werde sie später fortsetzen. Lass uns erst mal in unseren Wald zurückkehren." So zogen sie weiter. Als es Abend wurde, suchten sie sich einen Platz zum übernachten. Sie rasteten am Rande eines Waldes, der in eine weite, gras-bewachsene Ebene überging. Im Laufe des Tages hatten sie gut Beute gemacht, so dass sie sich ein üppiges Mahl bereiten konnten. Die Wölfe rollten sich satt und zufrieden zusammen und schienen augenblicklich eingeschlafen zu sein. Silbermond aber war unruhig. "Was ist mit dir? Du warst den ganzen Tag schon so ruhelos." fragte Himmelweis. "Vielleicht sind es die Monde. Sie runden sich. In unserem Wald bin ich dann immer mit Mondsänger auf den Mondfelsen gestiegen und habe geheult." "Warum tust du es nicht hier auch? Hier ist zwar kein Fels auf den du steigen kannst, aber heulen kannst du trotzdem." Silbermond überlegte einen kleinen Moment, legte dann den Kopf in den Nacken und begann zu heulen. Himmelweis tat es ihr gleich. Die Köpfe der Wölfe ruckten hoch und sie stimmten in das Heulen mit ein. So erklang ein vierstimmiges Wolfsgeheul durch die Nacht. Nach einer Weile verstummten sie. Die Wölfe legten sich wieder schlafen.
IV
Silbermond stand auf. "Lass uns ein bisschen durch das Gras gehen." Schweigend gingen sie neben einander her. "Woran denkst du?" fragte Himmelweis. "Ich überlege, wie es weitergehen soll. Ich bin entwurzelt, doch du bietest mir eine neue Heimat bei den Wolfsreitern. Wir haben uns erkannt, aber ich weiß nicht, was mit meinem Gefährten ist, ob er noch lebt oder ob er tot ist. Ich fühle mich zu Dir hingezogen, habe aber auch Angst, diesen Gefühlen nachzugeben. Ich weiß einfach nicht wer oder was ich bin." schloss Silbermond. Stumm schlenderten sie weiter über die Grasebene.
Plötzlich blieb Himmelweis stehen und versperrte Silbermond den Weg. Sie sah ihm in die Augen, die wie Sterne funkelten. Er nahm ihre Hände und drückte sie mit sanfter Gewalt rückwärts ins Gras, so dass ihre Hände neben ihrem Kopf zu liegen kamen und sie sich nicht mehr bewegen konnte. Derart gefesselt musste sie seine Zärtlichkeiten über sich ergehen lassen. Sie tat es mit einem wohligen Erschauern. "Weißt du eigentlich," fragte Himmelweis "dass sich die Monde in deinen Augen spiegeln?" "Ja." hauchte Silbermond. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie zärtlich auf den Mund. Sie erwiderte diesen Kuss mit heißem Verlangen. Langsam wanderten seine Hände an ihren Armen hinab zu den Schultern und weiter zu ihrem Dekolleté. Er begann, die Verschnürung ihres Oberteiles zu lösen. Silbermond streifte derweil Himmelweis' Weste von seinen Schultern und öffnete seinen Gürtel. Mit einer un-geduldigen Bewegung warf er das lästige Kleidungsstück zur Seite. Ihr Gürtel und das Oberteil flogen hinterher. Mit einem Ruck richtet Silbermond sich auf und warf sich zur Seite, so dass Himmelweis nun seinerseits auf dem Rücken und unter ihr lag. "Auch deine Augen spiegeln die Sterne wieder." sagte sie. Er zog sie zu sich hinunter und küsste sie wieder. Seine Hände streichelten über ihren Rücken und tasteten nach ihrem Hosenbund. Mit einer drehenden Bewegung entledigte sie sich dieses Kleidungsstückes und ihrer Stiefel. Auch Himmelweis wand sich aus Hose und Stiefel. Zärtlich streichelten seine Hände über ihre Haut und erkundeten jeden Zentimeter ihres Körpers. Ihr Atem ging schneller. Sie genoss seinen Forschergeist. Himmelweis drehte sie auf den Rücken und küsste sie auf den Hals. Seine Lippen wanderten langsam, sehr langsam an ihrem Körper hinab. Unterhalb des Bauchnabels stoppte er. Silbermonds Atem flog und sie erschauderte vor Lust. "Was ist mit dir?" fragte Himmelweis. "Soll ich aufhören?" Er blickte in ihre Augen, in denen eindeutig NEIN stand. Er kam langsam wieder hoch zu ihrem Mund. Und während er sie mit Hingabe küsste, drang er unendlich zärtlich in sie ein. Silbermond schnaufte. Erschrocken hielt Himmelweis in seiner Bewegung inne und fragte: "Habe ich dir weh getan?" Silbermond biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. "Nein, es ist nur so ein unbeschreibliches Gefühl." Langsam bewegte Himmelweis sich in ihr und sie nahm seinen Rhythmus auf. Erst langsam, dann immer schneller strebten sie dem gemeinsamen Höhepunkt zu. Im Moment höchster Lust sahen sie sich in die Augen und erblickten darin die ganze Welt.
Silbermond hatte ihren Kopf an Himmelweis' Schulter gelegt und schien zu schlafen. "Lun." flüsterte Himmelweis. "Ja, Fahr?" "Könntest du dir ein Leben als meine Gefährtin bei den Wolfsreitern vorstellen?" "Warum fragst du?" "Wir haben uns zwar erkannt, aber ich möchte nicht, dass du nur deshalb bei mir bleibst. Wenn, dann soll es auch aus Liebe sein." "Du meinst, weil ich nicht weiß, was mit Silberbart ist?" Himmelweis nickte. "Er würde es verstehen."
Nach einer Weile sammelten sie ihre Kleider wieder ein und gingen zum Lagerplatz zurück. Als sie sich ans Lagerfeuer setzten, schienen Mondsänger und Sternspringer sie breit und wissend anzugrinsen. Mit einem "Wuff" drehten die beiden den Elfen den Rücken zu und schliefen wieder ein. Auch Himmelweis und Silbermond legten sich zur Ruhe.
V
Am nächsten Morgen ritten sie dann wieder los. Zur Mittagszeit erreichten sie den Wald der Wolfsreiter. "Lass mich vorreiten." sagte Himmelweis. "Nicht, dass es zu Missverständnissen kommt." Silbermond und Mondsänger folgten ihm mit einem kleinen Abstand. Plötzlich sprang ein rothaariger, wild aussehender Elf aus einem Baum in ihren Weg. Er richtete eine Lanze auf sie. "HALT!" "Werfer! Bei Timmorns Blut, hast du mich erschreckt." "Hast wohl ein schlechtes Gewissen?" feixte Werfer. "Oh, wen hast du denn da mitgebracht?" "Begleite uns ins Lager, dann wirst du's erfahren." Werfer schulterte seine Lanze und ging voraus. Himmelweis und Silbermond folgten mit Sternspringer und Mondsänger. Im Lager angekommen, verkündete Werfer:" Seht mal, der verlorene Elf ist wieder da. Und er hat noch jemanden mitgebracht." Sofort liefen mehrere Elfen auf der kleinen Lichtung zusammen. Von hinten schob sich ein blonder Elf mit befehls-gewohnten Gesten nach vorn. "Himmelweis! Du bist zurück. Den Hohen sei Dank!" Er drückte Himmelweis an sich. Sein Blick ging über Himmelweis' Schulter und er sah Silbermond, die abgesessen war und nun neben Mondsänger stand. "Wer ist das?" fragte Schnitter Himmelweis. "Das ist Silbermond. Ich traf sie auf meiner Suche nach meinen Träumen. Sie ist eine Waldelfe. Aber ihr Stamm wurde von den Menschen überfallen." Bei der Erwähnung der Fünffingrigen knirschte Schnitter mit den Zähnen. "Dann sei uns willkommen. Ruh' dich aus und bleib' so lange du möchtest." antwortete Schnitter. |